Ungestörter Schlaf ist wichtig.
Das mag der Grund dafür sein, dass Eisenbahnschienen in einem
Gleisbett verlegt werden.
Nach dieser
heiteren und nachdenkenswerten Einleitung wäre es ein Leichtes
für mich, eine politische Diskussion anzuzetteln und zu Stuttgart
21 überzuleiten. Aber ich bin ausgeschlafen genug, um zu wissen,
dass dies nicht mein Thema ist. Ich will keine Kommunalwahl,
sondern nur Ihre werte Aufmerksamkeit gewinnen.
Menschen,
die eine kreative Arbeit verrichten, können nicht ausgeschlafen
genug sein, haben Wissenschaftler der University of California
in San Diego herausgefunden. Schon ein kurzes Nickerchen beflügelt
den Geist. Mir ist wichtig zu sagen, dass diese Erkenntnis ddurch
Menschenversuche zustande kam. Als engagierter Kröten-über-die-Strasse-Helfer
achte ich streng darauf, dass an dieser Stelle nur noch wissenschaftliche
Arbeiten zitiert werden, bei denen keine Tiere beteiligt waren.
Selten
hat mich das Ergebnis einer Forschungsarbeit mehr beeinflusst
als in diesem Fall. Im Laufe der Woche habe ich meinen angestammten
Arbeitsplatz geräumt und bin in einen Schlafwagen der Deutschen
Bahn übergesiedelt. So ein Schlafwagenarbeitsplatz ist wie gemacht
für ein kreatives Nickerchen zwischendurch und laut Bahn-Reklame
ideal für ausgeschlafene Zeitgenossen.
Mein
neuer Arbeitsplatz erlaubt es mir ausserdem, schonungslos mit
meiner schreiberischen Vergangenheit abzurechnen. Natürlich
habe ich im Lauf der Jahre auch Texte fabriziert, die unter
einem gewissen Schlafdefizit gelitten haben. Eine Tatsache,
die mir jedoch keine schlaflosen Tage bereiten wird. Leser,
denen beim Lesen eines Artikels die Augen zufallen, müssen dem
Autor im Grunde dankbar dafür sein. Auch ein Schlummer bei der
Zeitungslektüre ist der Kreativität förderlich.
Ich
weiss nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist: Zwischen den ersten
und dem letzten Satz dieser Kolumne liegen einige Stunden Schlaf.
Ich finde, das merkt man. |