Da hat sie sich aber gefreut,
die Frau Ulla Schmidt, Sieg vor dem Bundesverfassungsgericht,
die privaten Krankenkassen müssen einen Basistarif für alle
anbieten. Das heisst, auch "schlechte Risiken" (so
nennt man Menschen über 22) müssen von den Privaten genommen
werden, und jetzt jammern die, weil ihre Stammklientel (hoch
bezahlte, ledige Jungakademiker) natürlich weniger oft ein neues
Hüftgelenk brauchen, als 60-jährige Fitoldies, die so
lange auf harten Hallenböden Bällen nachrennen, bis der altersspezifisch
etwas angenagte Knorpel vollends zerbröselt.
Dabei
jammern die Privaten völlig ohne Grund. Unsere Redaktion
"Fissuren und Nebenwirkungen" hat in der deutschen
Pharmazie recherchiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass
es fast an ein Wunder grenzt, dass es überhaupt noch Patienten
gibt, zumindestens solche, die am Leben sind.
Unser
Expertenteam hat sich durch die Beipackzettel (siehe Bild) verschiedener
Arzneien gekämpft und dabei dreierlei festgestellt: Erstens:
Menschen über 20 Jahre brauchen dafür eine Lesebrille. Zweitens:
Die Textmenge so eines Papiers ist vergleichbar mit der des
Romans "Krieg und Frieden". Drittens: Etwa
0,01 Prozent des Textes beschäftigt sich mit der Wirkung des
Präperats, der Rest mit Gräuelszenarien, die alleine durchs
Lesen Vorhofflimmern auslösen. Und die Erkenntnis, dass man
bisher keine Ahnung hatte, an wie vielen schrecklichen Arten
man wegen einer einzigen Pille zugrunde gehen kann. Und dies
bezieht sich nur auf die Fälle (Multi-Organversagen, Herzinfarkt,
Sepsis, etc.), die der Normalbürger auch ohne Google versteht.
Dazu kommen noch höchst seltene Todesarten, deren Namen unaussprechlich
sind und die nicht mal auf einer Trauerkarte hübsch klingen.
Auf jeden Fall müsste man nach der Lektüre dieser Zettel ungefähr
vier Stunden seinen Arzt oder Apotheker konsultuieren, um ein
wenig Klarheit zu bekommen. Und das versuchen Sie mal. So bleibt
es ein Wunder, dass es Menschen gibt, die nicht drei Tage Blut
spucken, wenn sie ein stinknormales Mittel gegen rheumatische
Schmerzen eingenommen haben.

Da
es statistisch aber Millionen Pharma-Überlebende gibt, lügen
die Beipackzettel entweder wie gedruckt, oder der deutsche
Patient ist härter im Nehmen, als man es ihm zutraut.
Oder
eine Memme: Uns wurde von einem Fall berichtet, nachdem einem
stadtbekannten Hypochonder ein Schmerzmittel verschrieben wurde
und dazu noch ein Mittel, das die Magenschleimhaut schützt,
die wiederum vom ersten Präparat angegriffen werden kann / muss
/ soll / wird. Nach Lektüre des Beipackzettels des Magenschützers
lief der Mann (Ataxie?) orientierungslos und klagend durch den
Raum, da das Schutzmittel noch mal acht mehr Todesrisiken in
sich trug als die Schmerzpillen. Darauf warf der Mann das Schmerzmittel
weg und behielt das Magenmittel für den Fall, dass der Nachbar
weiterhin hartnäckig die Grenzhecke zu kurz schneidet und es
daher angeraten sein könnte, ihn bei Gelegenheit zu vergiften.
Das
sind natürlich keine Lösungen für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen.
Wobei die Privaten eine Regelung einführen könnten, dass ihre
Basistarifler den Beipackzettel vor dem Kauf des Medikaments
komplett und laut lesen müssten. Das würde Milliarden einsparen.
Ganz sicher. |