Als Mitglied der Techniker-Krankenkasse
habe ich mich immer gesundheitskomform verhalten. Wenn meine
Krankenkasse mir gesagt hat "Geh zum Zahnarzt", dann
bin ich zum Zahnarzt gegangen. Wenn meine Krankenkasse mir gesagt
hat "Geh zur Vorsorgeuntersuchung", dann habe ich
auch diese Erniedrigung ertragen. Wenn meine Krankenkasse mir
gesagt hat "Hör auf zu rauchen", dann habe ich das
rauchen angefangen, um es wieder aufhören zu können. Nähmliches
galt fürs Saufen.
Ich quäle mich jeden
Morgen um sechs aus dem Bett und renne bei Wind und Wetter wie
ein Irrer durch die Gegend, weil ich die Erwartungshaltung meiner
Krankenkasse nicht enttäuschen will. Als kirchliches Nichtmitglied
hoffe ich insgeheim, dass wenigstens meine Krankenkasse zu meiner
Beerdigung einen Grabredner schickt. Er möge mit den Worten
beginnen: "Er war ein treues Mitglied unserer Gemeinschaft.
Er hat brav seine Beiträge gezahlt und sämtliche Fitnesstipps
befolgt. Deshalb ist er gesund gestorben."
Wenn
aber nun meine Krankenkasse das Ergebnis einer Umfrage verkündet
und mir sagt, dass Staus Männer mehr stressen als Frauen, dann
geht bei mir der Kamm hoch. Natürlich werden Männer bei Staus
mehr gestresst als Frauen, ihr volltrotteligen Gesundheitsapostel.
Entscheidend ist doch die Frage nach dem Warum? Männer werden
von Staus deshalb gestresst, weil sie mehr Mitgefühl empfinden
können als jedes andere irdische Wesen. Männer besitzen die
einzigartige Fähigkeit, auch mit Andersartigen leiden zu können.
Männer wissen, dass Frauen im Auto ständig aufs Klo müssen.
Diese Erkenntnis macht den Stau zum Stress.
Selbst
wenn Männer allein in einen Stau geraten, leiden sie wie geschlagene
Hunde, denn auch in dem Fall ist das weibliche Element anwesend.
Dies hängt damit zusammen, dass die meisten Navigationssysteme
auf Frauenstimmen geeicht sind. Und was macht ein Navigationssystem
im Stau? Genau, es schweigt. Eine Frau, die im Auto keinen Ton
von sich gibt, muss aufs Klo. |