Herr Vögelein, ein so treuer
wie kritischer Leser dieser Kolumne, hat mich unlängst auf einen
kleinen, durch unser neues Layout bedingten Schönheitsfehler
hingewiesen. Eigentlich, meinte Herr Vögelein, werde diese Kolumne
ihrem Titel nicht mehr hundertprozentig gerecht. Denn nun stehe
sie nicht mehr am rechten Rand ganz unten, also an allerletzter
Stelle, sondern links unten. Streng genommen müsste diese Kolumne
nun, das sie vier Spalten nach links gerückt worden sei, "Das
Vorvorvorvorletzte" heissen.
Offenbar
ist Herr Vögelein ein ordentlicher Zeitungsleser. Er fängt bei
einer Seite links oben zu lesen an und hört rechts unten auf.
Ich habe Herrn Vögelein geschrieben, dass ich seinen Einwurf
verstehe, aber als Schreibkraft gegen layouterische, grafische
und sontige göttliche Vorgaben machtlos sei. Das Einzige, was
ich tun könne, sei, so zu schrieben, dass diese Rubrik ihrem
Titel inhaltlich gerecht wird.
Vo einiger
Zeit hat sich der "Zeit" - Kolumnist Harald Martenstein
darüber beschwert, dass seine Texte nie mit einem I anfangen
dürften. Dies hängt damit zusammen, dass am Anfang von Martensteins
Kolumne stets ein Initial steht. Ein I als Initial, das leuchtet
selbst Menschen ein, die Isidor oder Irena heissen, macht optisch
nichts her. Viel schöner ist ein A, ein R, ein S, ein C oder
ein H.
Man muss kein Schreiber sein,
um zu verstehen, dass solche grafische Vorgaben, so verständlich
sie sein mögen, die künstlerische Freiheit eines Autors einschränken.
Nie könnte Harald Martenstein mit Sätzen wie "Iltisse sind
mir eigentlich zuwider" oder "Irrlichternd betrat
der junge Staranwalt die Bar" eröffnen.
Ich
bin froh, dass ich mich mit diesem Problem nicht herumschlagen
muss und bei unserem Blatt das Initial durchgängig abgeschafft
wurde. Das befreit von Zwängen. Wenn ich wollte, könnte ich
diese Kolumne also ohne weiteres mit "Ich würde am liebsten
allen Layoutern und Grafikern dieser Welt den Hals herumdrehen"
anfangen. Wenn ich wollte, könnte ich das. Aber ich will nicht. |