Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (12. April 2009)
 
Männerstimmen

   Habe diese Woche einen regional verorteten Krimi auf den Schreibtisch bekommen, der einen nach dem Ausruf "Herr Froelich?" mit folgendem Satz in die Handlung hineinzieht: "Die Frauenstimme drang mit etwas ängstlichem Unterton in den grossen Raum, brach sich an den Ecken und hallte von den grossflächigen glatten Wänden wider."

   Weiter bin ich nicht gekommen, obwohl der Einstieg tadellos ist. Ich wurde von Männerstimmen abgelenkt, die sich in den Ecken eines grossen Raums brachen und von grossflächigen glatten Wänden widerhallten. Die Männerstimmen berichteten von einem fussballerischen Debakel, das ich als Nichtfussballer komplett verschlafen hätte - wären da nicht die sich in den Ecken brechenden und von grossflächigen glatten Wänden widerhallenden Männerstimmen gewesen. Aber das hatten wir schon.

   Da es vor den Männerstimmen kein Entrinnen gab, bekam ich zwangsläufig mit, dass die Bayern in der Champions League 0:4 gegen Barcelona verloren hatten. Wenn ich das Ganze richtig verstanden habe, ist für die Bayern noch nichts verloren. Sie müssen nur das Rückspiel mit 5:0 gewinnen. Interessant war, dass das Ereignis auch Männerstimmen in Erregung setzte, die sonst nicht gut auf die Bayern zu sprechen sind. Aber okay, die einfühlsamen Worte Berlusconis an die in Zelten untergebrachten Erdbebenopfer ("Man muss es nehmen wie ein Camping-Wochenende") lassen einen auch nicht kalt, selbst wenn man noch ein Dach über dem Kopf hat. Ein Dach, das auf grossflächigen glatten Wänden ruht, von denen Männerstimmen widerhallen.

   Angesichts des Lärmpegels in der Redaktion reichte meine Konzentrationsfähigkeit gerade noch für eine Meldung aus Australien. Dort hatte die Polizei eine Frau angehalten, die sturzbesoffen und stillend hinterm Steuer ihres Wagens sass. Die Frau war so blau, dass sie nicht mehr ins Alkotest-Röhrchen pusten konnte. Ich kann das Geschrei, das um den Fall gemacht wird, nicht verstehen. Besser, die Frau gibt dem Kind die Brust als die Flasche.
 

 

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