Ehrlich: Ich bin tolerant
gegenüber suchtkranken Mobiltelefonierern. Ich ertrage mit Langmut,
wenn die junge Frau neben mir im ICE-Grossraumwagen nacheinander
Dutzende Freundinnen darüber unterrichtet, dass Fabian nicht
mehr Franziska liebt. Und ich murre auch nicht, wenn mein Kollege
Edgar das längst mit seinem Handballen verwachsene Blackberry
zückt, um sich mal auf den neuesten Stand seiner E-Mails zu
bringen - während er dabei mit mir weiterredet. Ich bin wirklich
grosszügig. Aber es gibt Grenzen.
Vorgestern
landete ich auf dem Flughafen in Brüssel und ging dort aufs Klo.
Kurz nach mir betrat ein Geschäftsmann die Toilette, der gar
nicht daran dachte, sein Telefonat zu unterbrechen. Nöö. Mister
Wichtig stand zwei Pissoirs nebenan und verhandelte in voller
Lautstärke für die Konditionen für die Ware aus Korea - so als
müsse das auch mich interessieren. Ich war erbost. Ich blickte
so böse ich konnte zu ihm hinüber. Ich zischte. Keine Reaktion.
Voller Wut löste ich die Spülung aus. Schschsch.
Damit
hatte Jim Schlau nicht gerechnet. Es war ihm wohl peinlich,
dass sein Geschäftspartner ahnen könnte, wo er gerade steht.
Hastig mühte er sich, Richtung Waschbecken zu verschwinden.
Kaschschsch - ich hatte eine noch lautere Spülung gezündet,
war bereits auf dem Weg zu den herrlich lauten Handtrocknern.
Sieg auf der ganzen Linie. Meinem Gegner blieb nur die Flucht
- Hals über Kopf und mit halb geöffneter Hose.
Deshalb
an dieser Stelle noch einmal die klare Ansage an alle manischen
Handyaner: Ich habe mittlerweise gelernt, meine Zeitung im Bus
zu lesen, auch wenn ständig eure Geräte piepsen. Und es regt
mich nicht einmal auf, wenn ich im Supermarkt zwangsweise Zeuge
eines Verkaufsgespräch für Versicherungen werde. Aber wenn ich
einen von euch Quasselstrippen auf einer öffentlichen Toilette
erwische, werde ich die Stille des Örtchens verteidigen. Schliesslich
geht man doch nicht aufs Klo, um Geschäfte zu machen. Ausser
seinem natürlich. |