Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. März 2009)
 
Stilles Örtchen

   Ehrlich: Ich bin tolerant gegenüber suchtkranken Mobiltelefonierern. Ich ertrage mit Langmut, wenn die junge Frau neben mir im ICE-Grossraumwagen nacheinander Dutzende Freundinnen darüber unterrichtet, dass Fabian nicht mehr Franziska liebt. Und ich murre auch nicht, wenn mein Kollege Edgar das längst mit seinem Handballen verwachsene Blackberry zückt, um sich mal auf den neuesten Stand seiner E-Mails zu bringen - während er dabei mit mir weiterredet. Ich bin wirklich grosszügig. Aber es gibt Grenzen.

   Vorgestern landete ich auf dem Flughafen in Brüssel und ging dort aufs Klo. Kurz nach mir betrat ein Geschäftsmann die Toilette, der gar nicht daran dachte, sein Telefonat zu unterbrechen. Nöö. Mister Wichtig stand zwei Pissoirs nebenan und verhandelte in voller Lautstärke für die Konditionen für die Ware aus Korea - so als müsse das auch mich interessieren. Ich war erbost. Ich blickte so böse ich konnte zu ihm hinüber. Ich zischte. Keine Reaktion. Voller Wut löste ich die Spülung aus. Schschsch.

   Damit hatte Jim Schlau nicht gerechnet. Es war ihm wohl peinlich, dass sein Geschäftspartner ahnen könnte, wo er gerade steht. Hastig mühte er sich, Richtung Waschbecken zu verschwinden. Kaschschsch - ich hatte eine noch lautere Spülung gezündet, war bereits auf dem Weg zu den herrlich lauten Handtrocknern. Sieg auf der ganzen Linie. Meinem Gegner blieb nur die Flucht - Hals über Kopf und mit halb geöffneter Hose.

   Deshalb an dieser Stelle noch einmal die klare Ansage an alle manischen Handyaner: Ich habe mittlerweise gelernt, meine Zeitung im Bus zu lesen, auch wenn ständig eure Geräte piepsen. Und es regt mich nicht einmal auf, wenn ich im Supermarkt zwangsweise Zeuge eines Verkaufsgespräch für Versicherungen werde. Aber wenn ich einen von euch Quasselstrippen auf einer öffentlichen Toilette erwische, werde ich die Stille des Örtchens verteidigen. Schliesslich geht man doch nicht aufs Klo, um Geschäfte zu machen. Ausser seinem natürlich.
 

 

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