In der Krise ist in Deutschland
Sicherheit gefragt. Immer mehr Menschen benutzen Sicherheitsgurte
beim Fahrradfahren oder Sicherheitsschuhe beim Tanz. Sie lassen
nachts das Licht brennen, um nicht mondsüchtig zu werden, und
steigen nicht mehr auf Leitern, weil sie fürchten, durch die
Erddrehung zu Boden zu fallen.
Im Moment
fällt eh alles. Das Verbrauchervertrauen, die Zinsen, die Aktienkurse.
In Köln fallen Häuser in U-Bahn-Schächte udn die Kinder auf
dem Schulhof ins 11-Uhr-Loch. Die neue Situation kommt für alle
Menschen sozusagen überfallartig. Schon sehen viele ihre Fälle
davonschwimmen. Bevor sie jetzt aus allen Wolken fallen, aufschlagen
und am Arbeitsplatz ausfallen, zur Sicherheit Folgendes: In
Australien fällt zurzeit nichts. Da steigt alles! "Logisch",
sagen Sie jetzt. Alles, was bei uns runterfällt, steigt dort
auf. Es überquert zunächst den Alpenhauptkamm und das Mittelmeer,
zischt dann vorbei an der Sahelzone und dem Unterlauf des Kongo,
passiert Kenia und Simbabwe - übrigens ein gutes Zeichen, denn
dort beginnt die Inflation schon zu steigen - tangiert
Madagaskar nur, um dann an Sydney vorbeizubrausen und raketengleich
ins All zu verschwinden.
Kein Zweifel,
in Down Under geht's steil nach oben. Zumindest die dortigen
Kondomhersteller verzeichnen Rekordverkäufe, melden jetzt mehrere
Nachrichtenagenturen. Mehr und mehr versteift sich die Auffassung,
dass die Lust steigt, wenn die Kurse schlappmachen. Natürlich
ist da etwas dran. "In Zeiten der Unsicherheit geben unsere
Latexprodukte ein einzigartig sicheres Gefühl", werben
die Hersteller. Verunsicherte Anleger zeichnen jetzt zu Tausenden
Kondomaktien. Sie wollen Sicherheit, und sich dann einfach fallen
lassen - und zwar ins Bett der Partnerin. Wenn dann ein Kondom
mit dabei ist, bleibt von der Krise nur eines: Ein sicheres
Gefühl. |