Ernst-Einar. Sie erinnern
sich. Das war dieser patschfüssige, sehr menschliche, leider
auch ziemlich egozentrische Paten-Ameisenbär, den wir in der
Redaktion über Monate mit einfühlsamen Reportagen begleitet
haben. Als dieser irre süsse Puschel schliesslich grösser wurde,
wanderte er aus. Ernst-Einars Weg führte von Stuttgart nach
England, wo ein Zoo auf der Isle of Wight sein neues Zuhause
wurde. Viele von Ihnen waren sehr traurig darüber, schickten
uns anrührende Leserbriefe. Auch wir mussten damals des Öfteren
ausgiebig weinen.
Was Sie aber
nicht wussten, geneigte Leser: Die Geschichte über die angebliche
Auswanderung unseres Patenbärchens (siehe Bild) war komplett
erlogen! Wahr ist, dass wir unseren Ernst-Einar für eine
supersaftige Abwrackprämie an eine Cevapcici-Bude ("Bei
Slobo") hinter dem Pressehaus verhökert haben. Der Gammelfleischkonsum
war damals eingebrochen, der Staat zahlte gut. Und das Vieh
war einfach alt und struppig geworden.

Natürlich
war das jetzt verdammt hart für Sie. Die nackte Wahrheit. So
hinterher. Andererseits geben wir ja alles zu. Öffentlich. Sie
klagen. Wir zumwinkeln. Bekennen freimütig: Es war der grösste
Fehler unseres Lebens. Alles andere ist uns schnurz. Das
Recht ist elastisch wie ein rhythmisch tänzelnder Rüssel im
Termitenbau. Advokaten-Rap. Juristischer Wrack'n'Roll.
Und auch wenn die moralilsch-pekuniäre
Abwrackprämie eine traditionsschwere deutsche Balkanspezialität
ist, riecht etwas faul im Staate. Die "Bild"-Zeitung
meldete dieser Tage, die Leute kauften wie blöd Autos. Tabula
rasa für 2500 Euro! Mein Gott. Ölige Autos und Manager kann
man doch nicht wie olle Ameisenbären abservieren.
Da
hilft auch kein Deal. Schon immer hat der Staat das Neue
gegen das Alte ausgespielt. Wer Bewährtes abschiebt, abreisst,
hintergeht, wird hierzulande stets fürstlich belohnt. Ausgelutschte
Bankentöchter und Politikerehefrauen können davon ein Lied singen.
Die Hessen-CDU, Stuttgart 21, Ingrid van Bergen - alles funkelt
schon jetzt auf dem Schrottplatz der Geschichte. Wer im Dschungel-Camp
namens Deutschland nur ordentlich was kaputthaut, kassiert am
Ende die Prämie.
Übrigens sind wir
mit unserem brandneuen Ameisenbären gar nicht zufrieden. Auf
den ersten Blick schien er ein Sympath zu sein, ein netter Kerl.
Doch man kann ihm nicht trauen. Misslaunig schnüffelt er in
der Redaktion, bespitzelt uns mit seinen Schlitzaugen, wie hilflose
Bürotermiten. Diabolisch. Deswegen unser Angebot: Der
erste, der seine neun Jahre alte Schleuder rückwärts in Slobos
Grillstube bugsiert ohne Ajvar zu verspritzen, bekommt von uns
als Abwrackprämie einen Ameisenbären. Versprochen.
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