Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. Januar 2009)
 

   Ja, das sind wirklich Schweissperlen auf meiner Stirn! Wir haben eine verdammt anstrengende Woche hinter uns: Gerade kehren wir vom Bau eines Breitbandkabels in Fertigbetonweise zurück, dass auf der Transitstrecke München-Offenbach-Ratibor gelegt wird. Mehrere hunderttausend ungelernte Arbeitskräfte helfen mit, die dafür bereitgestellten Konjunkturmilliarden sicher zu vergraben. Auch wir liessen uns anheuern, um in der anstehenden Krise unser Qualifikationsprofil für den Arbeitsmarkt zu schärfen. Breitbandkabel sind übrigens wirklich breit - bis zu 230 Meter, also mindestens achtspurig, und verschieben Steuergelder so schnell ins Nichts, dass selbst geübte Augen kaum noch hinterherkommen.

   Zuvor hatten wir uns einem jener schier unendliche Trecks angeschlossen, die auf der Suche nach der Zentralkasse des Bundes waren. Bisher weiss niemand, wo sich der sagenumwobene Auszahlungsschalter befindet. Wer sich bis dorthin durchschlägt, bekommt gegen Vorlage der Bedürftigkeit seinen Anteil am Konjunkturpaket direkt ausbezahlt. Wenn er sich gar selbst abwracken lässt, kann die Prämie der näheren Verwandschaft überschrieben werden. Wir wurden auf unserer Reise Kolonnen von Menschen in Pferdefuhrwerken ansichtig, wir sahen Alleinerziehende mit ihren Kindern im Bündel, alte Versicherte und junge Unversicherte, Rentner, Konsumenten, Deprivierte und Mittelschichtler - alle mit einem gemeinsamen Ziel: Dort am Auszahlungschalter endlich die Hand zu öffnen.

   Das Konjunkturpaket der Bundesregierung hat das Land elektrisiert. Dabei sind die Rezepte nicht neu. Neben den Breitbandnetzen sollen Strassen, Pyramiden und Kanäle gebaut werden. Gerade Autobahnen sind ja ein urdeutsches Konjunkturprogramm, mit dem wir schon ausgezeichnete Erfahrungen gemacht haben. Wegen der Zeitläufe konnte sich der Erfolg leider nicht voll entfalten. Aber wenn man sich vorstellt, die geplante Umgehungsstrasse um Moskau wäre damals rechtzeitig fertig geworden ... nun ja, Schwamm drüber.



   Auch der Bau von Pyramiden (siehe Bild) hat schon manche festgefahrene Volkswirtschaft wieder in Gang gebracht. Pyramiden sind technisch ausgereift, verschlingen Unsummen, binden Millionen von Arbeitskräften und sind universell nutzbar: Als Geldspeicher, Schauplatz für kultische Handlungen wie Kochshows oder als Endlagerstätte für Brennstäbe und Investbanker. Beim Kanalbau dagegen ist Deutschland noch im Hintertreffen. Frankreich beispielsweise verfügt über manch anmutige Wasserstrasse wie den Canal de Pommeroeul à Condé oder den Canal du Midi, den wohl jeder deutsche Gymnasiallehrer schon mal mit einem Hausboot befahren hat. Das heisst, das Land ist so weit schiffbar, dass Milliarden durch das Land gepumpt werden können.

   Deshalb sollte der private Verbraucher in Deutschland weniger ans Sparen als an den Bau eines eigenen Kanals denken, über den der Kindergeldzuschlag, die Abwrackprämie oder die aus dem geglätteten Mittelsstandsbauch freiwerdenden Steuerentlastung direkt ins Haus gespült wird.
 

 

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