Es gab eine Zeit, da wurde
in Deutschland mit jedem neuen Jahr alles ein bisschen besser.
Die Gehälter stiegen zuverlässig, mit ihnen stieg der Wohlstand,
und mit dem Wohlstand wuchsen auch die Bäuche. Wuchsen die Polster
auf den Hüften und unter dem Steiss. Die Wohnungen wurden grösser
und und heller, aus den Wohnungen wurden Häuschen am Stadtrand
mit immer gepflegteren Gärten, und in diesen Gärten flatterte
an den Leinen Wäsche, die immer weisser wurde. Bis sie eines
Tages so weiss war, weisser ging's nicht. Mag sogar sein, dass
jener Tag, als die Wäsche nicht mehr weisser werden konnte,
schon die leise Ahnung vom Ende
des Wirtschaftswunder war.
Von einer meinungsbildenen
Zeitung kann man erwarten, dass auch zu Erwartendes dargestellt
wird. So hat unsere Wissenschaftsredaktion bereits vor rund
tausend Jahren im Rahmen ihres Gilgamesch-Dossiers den Weltuntergang
für das Jahr 2009 vorhergesagt. Unsere Prognose wird jetzt von
Experten bestätigt, darunter auch dem Münchener Institut für
Wirtschaftsforschung unter der Leitung von Professor Hieronymus
Bosch. Man geht davon aus, dass die Apokalypse im letzten
Quartal in Gang kommt, wenn die industrielle Tätigkeit auf einen
zweistelligen Minuswert sinkt. Das heisst: Es findet keine Produktion
mehr statt, die aber mit Kreditkarten bezahlt wird.
Wer
sich seriös auf den Weltuntergang vorbereiten will, sollte die
Zeichen richtig deuten. Wenn die Zahl der weltweit zugelassenen
Psychiater die der Finanzanalysten übertrifft, ein Ministerium
für Angst eingerichtet wird, um die endzeitliche Katastrophe
in einen juristischen Rahmen zu giessen, dann wird es ernst.
Dazu kommen andere Phänomene: Ein sanftes Beben des Erdbodens,
Kugelblitze und Haarrisse auf den Fronthauben von Geländewagen.

Behalten
Sie, liebe Leser, auch die Gänse im Innenhof des Kanzleramts
im AUge. Wenn die Tiere (siehe Bild), von denen nicht wenige
für Fernsehsender und Zeitungen arbeiten, noch aufgeregter schnattern
als normalerweise, steht der Weltuntergang, vielleicht sogar
eine Konjunkturdelle, unmittelbar bevor. Damit einher geht ein
anschwellender Klagegesang von sogenannten Zivilisationskritikern.
Das sind Leute, die es im normalen Leben zu nichts gebracht
haben, darin aber sehr erfolgreich sind. Der Islam rechnet
sie zu den mystischen 30 selbst ernannten Propheten, die das
Armagedon hervorsagten.
Überhaubt gebietet
der Koran über besonders bildhafte Beschreibungen für den Weltuntergang:
"Arme und ungebildete Viehhirten wetteifern darum, hohe
Gebäude zu errichten." Wer nach Dubai blickt, weiss, was
gemeint ist. Weiter heisst es: "Frauen werden ihre Hüften
kreisen, sprechende Bestien erscheinen und Menschen wie Esel
kopulieren, ohne sich zu verstecken." Da im Privatfernsehen
all diese Phänomene seit Jahren bekannt sind, bedarf es
also nur noch eines Fingerschnippens des Allmächtigen, um untergangstechnisch
so richtig Gas zu geben.
Was soll man
aber tun, wenn es so weit ist? Zunächst: Setzen Sie einen dieser
neuen Skihelme auf, über deren Einsatz gerade diskutiert wird.
Dann warten Sie ab, bis die erste postapokalyptische Ausgabe
von Ihrer Zeitung erscheint. Dort geben wir Tipps, wie man sich
mit Mückenspray vor den sieben Plagen schützt. |