Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. Dezember 2008)
 
So wird ein Schuh draus

 

   Normalerweise ist es Frauen vorbehalten, den Kauf neuer Schuhe als öffentliches Ereignis zu zelebrieren. Wenn ich mich nun heute vertrauensvoll an Sie wende und Ihnen erzähle, dass ich diese Woche ein Paar Schuhe gekauft habe, dann hat das einen ganz bestimmten Grund - und es hat nichts damit zu tun, dass die Schuhe im Preis herabgesetzt waren, es sich also um ein Auslaufmodell gehandelt hat.

   Das Bemerkenswerte war, dass ich nicht der einzigste in dem Schuhgeschäft war. Ausser mir waren noch etliche dunkelhaarige Herrn mit Schnauzbärten in dem Laden. Anders als mir schien ihnen die Passform der Schuhe egal zu sein. Sie erkundigten sich nach den Flugeigenschaften der Treter.

   Vieleicht ist das weit hergeholt, aber ich musste in dem Moment an den amerikanischen Präsidenten George W. Bush denken, der sich Anfang der Woche bei einer Pressekonferenz im Irak vor zwei fliegenden Schuhen weggeduckt hat. Nicht nur Bushs Ausweichmanöver hat mich schwer beeinndruckt, auch seine Reaktion hinterher zeigte mir, dass Amerika in Kürze einen erstklassigen Präsidenten verliert. Er könnte nur so viel sagen, liess Bush hinterher verlauten, dass es Schuhe der Grösse 44 waren. Können Sie sich vorstellen, wie unsere Politiker auf so einen Schuhwurf reagiert hätten? Wenn Sie es können, dann behalten Sie es bitte für sich.

   Nach dem Schuhattentat auf Bush fiel mir ein, dass er nicht der erste Präsident Amerikas ist, der schlagfertig auf eine brenzlige Situation reagier hat. Ich erinnere mich noch schwach dran, wie bei einer Rede von Ronald Reagan, ich glaube, es war in Berlin, mal ein Scheinwerfer explodiert ist. Die Leibwächter griffen zur Knarre. Reagan sagte nur Kühl: They missed me.

   Inzwischen wurde bekannt, dass der Anschlag auf Bush gar nicht politisch motiviert war. In Wahrheit war es der PR-Gag eines Schuhfabrikanten mit Absatzproblemen.
 

 

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