Normalerweise ist es Frauen
vorbehalten, den Kauf neuer Schuhe als öffentliches Ereignis
zu zelebrieren. Wenn ich mich nun heute vertrauensvoll an Sie
wende und Ihnen erzähle, dass ich diese Woche ein Paar Schuhe
gekauft habe, dann hat das einen ganz bestimmten Grund - und
es hat nichts damit zu tun, dass die Schuhe im Preis herabgesetzt
waren, es sich also um ein Auslaufmodell gehandelt hat.
Das
Bemerkenswerte war, dass ich nicht der einzigste in dem Schuhgeschäft
war. Ausser mir waren noch etliche dunkelhaarige Herrn mit Schnauzbärten
in dem Laden. Anders als mir schien ihnen die Passform der Schuhe
egal zu sein. Sie erkundigten sich nach den Flugeigenschaften
der Treter.
Vieleicht ist das weit
hergeholt, aber ich musste in dem Moment an den amerikanischen
Präsidenten George W. Bush denken, der sich Anfang der Woche
bei einer Pressekonferenz im Irak vor zwei fliegenden Schuhen
weggeduckt hat. Nicht nur Bushs Ausweichmanöver hat mich schwer
beeinndruckt, auch seine Reaktion hinterher zeigte mir, dass
Amerika in Kürze einen erstklassigen Präsidenten verliert. Er
könnte nur so viel sagen, liess Bush hinterher verlauten, dass
es Schuhe der Grösse 44 waren. Können Sie sich vorstellen, wie
unsere Politiker auf so einen Schuhwurf reagiert hätten? Wenn
Sie es können, dann behalten Sie es bitte für sich.
Nach
dem Schuhattentat auf Bush fiel mir ein, dass er nicht der erste
Präsident Amerikas ist, der schlagfertig auf eine brenzlige
Situation reagier hat. Ich erinnere mich noch schwach dran,
wie bei einer Rede von Ronald Reagan, ich glaube, es war in
Berlin, mal ein Scheinwerfer explodiert ist. Die Leibwächter
griffen zur Knarre. Reagan sagte nur Kühl: They missed me.
Inzwischen
wurde bekannt, dass der Anschlag auf Bush gar nicht politisch
motiviert war. In Wahrheit war es der PR-Gag eines Schuhfabrikanten
mit Absatzproblemen. |