Seit dieser Woche weiss
ich, was es heisst, wenn die Top-Banker unseres Landes auf Zahlen
mit zwölf Nullen verweisen: Am Anfang ist etwas - und dann kommt
ganz lange nichts.
Ich habe Glück,
denn ich besitze nur wenige Nullen. Glücklicherweise habe ich
auch keine Aktien, denn sonst wäre ich jetzt verzweifelt. Heisst
es nicht immer, man solle Aktien halten, wenn die Kurse unten
sind? Andererseits heisst es, man solle nicht verkaufen, wenn
die Kurse oben sind, denn sie könnten noch weiter steigen ...
Wahrscheinlich behält der durchschnittliche Kleinsparer seine
einmal gekauften Aktien fürs Leben, wobei er vermutlich mindestens
zwei Jahre damit verbringt, zu überlegen, ob er nun verkaufen
soll oder nicht. Ich kenne das Gefühl aus der anderen Perspektive.
Monatelang habe ich gegrübelt, ob ich Aktien erwerben soll oder
nicht. Mit den Beratungsstunden bei meiner Bank sind es wohl
Jahre.
Danach habe ich zumindestens
verstanden, dass man Banker nicht zu sehr beschimpfen sollte:
SIe sind die Einzigen, die etwas für unsere Sprache tun. "Bestes
Beschwerdemanagement" wird gepriesen. Oder Vermögensanlagen
mit "ambitionierter Zeitschiene". Gelungen ist auch
"suboptimal proaktiv", das kannte ich bisher nur von
Joghurtkulturen. Neulich habe ich gelesen, die Sprache von Bankern
sei ein Wörterbuch für Bullshit-Bingo. Ich finde, Bullshit-Bingo
wäre für Banker derzeit ein besseres Betätigungsfeld als die
Börse. Womöglich darf man sich da ja auch die Krawatte lockern.
Wenn
Sie nicht wissen, was Bullshit-Bingo ist, kann ich Sie trösten.
Ich bin mir auch nicht so sicher.Es hat wohl was mit Phrasendrescherei
zu tun. Jedenfalls klingt es gut. Ich befürchte fast, es klingt
so gut, dass Bullshit-Bingo spätestens in drei Jahren an die
Börse gebracht wird. Vielleicht hake ich dann bei meinem Berater
nach, ob ich Bullshit-Bingo-Aktien kaufen soll. Vor dem Winter
muss ich ihn aber erst noch fragen, ob es derzeit günstiger
ist, Geld statt Holz zu verbrennen. |