Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. Oktober 2008)
 
Wort zum Sonntag

 

   Ist es eigentlich originell, in der Wochenendausgabe einer Tageszeitung einen Text mit "Wort zum Sonntag" zu überschreiben? Ist es natürlich nicht. Aber was kann ich dafür, dass diese Seite nicht mittwochs erscheint?

   Meine Bewunderung und - wenn ich ehrlich bin - auch mein Neid gilt jenen Kollegen, die auf dieser Seite Woche für Woche "Erste Fragen" beantworten und so einen Beitrag zur Mehrung unserer globalen Intelligenz leisten. Oft kommen einem die Fragen bekannt vor, vielleicht hat man sie sich selbst schon gestellt, aber sie nie auszusprechen gewagt, weil einem von Kindesbeinen an eingebläut wurde, dass man nicht so blöd fragen soll. Als ich aus der "Sesamstrasse" erfuhr, dass der, der nicht fragt, dumm bleibt, war für mich der Zug längst abgefahren.

   Dennoch will ich versuchen, heute mit einer Frage und deren Beantwortung zu glänzen. Seit der Erfindung der freien Marktwirtschaft fragt sich die Geschäftswelt: Warum, verdammt noch mal, ist uns der Sonntag eigentlich noch heilig? Warum können wir nicht auch am Sonntag Reibach machen? Die Antwort lautet: Weil wir ohne geheiligten Sonntag inzwischen allesamt arm wie die Kirchenmäuse wären.

   Zur Begründung will einen Kollegen heranziehen, der in Wirtschaftsdingen weit besser Bescheid weiss als ich. Neulich schrieb Bernd Ulrich in der "Zeit": "Nie und nimmer wäre es der Politik gelungen, der galoppierenden Finanzkrise Einhalt zu gebieten, ohen einen jahrtausendalten Brauch, den die Deregulierer schon seit langem abschaffen wollen: Den geschäftsfreien Sonntag." Als die Märkte ruhten, so der Autor weiter, wurden jene Rettungspakete geschnürt, ohne deren Hilfe der Geldkarren wohl nie aus dem Dreck gezogen werden könnte.

   In diesem Sinne, liebe Finanzjongleure, geniesst das Wochenende, entspannt euch. Damit ihr auch in der kommenden Woche die Welt an den Rand des Ruins treiben könnt.
 

 

Zurück