Wie in jedem Jahr besuchte
unser Literaturressort die Frankfurter Buchmesse. Innerhalb
weniger Tage las sich unser alter Laptop, übrigens einer der
Mitbegründer der Gruppe 47, durch die Buchumschläge von rund
drei Milliarden Neuerscheinungen. Einige der schlechtesten möchten
wir Ihnen vorstellen.
Susam Pansen,
ein anatolischer Schriftsteller, lernte erst im Alter von 92
Jahren Lesen und Schreiben und musste deshalb gleich mit seinem
Spätwerk beginnen. "Die Milch der Ziege" beschreibt
mit gleichmütigen Metaphern das türkische Bauernleben. Wer sich
bis zur Seite 567 durcharbeitet, möchte lieber in saurer Sahne
ertrinken. Paolo Coellosnys neuer Roman ist ungefähr
so sensibel wie die letzten fünf letzten. Der Autor spiritualisiert
sich durch die Suche einer Frau nach ihhrer Bestimmung. Ein
uralter, aber sexuell aktiver Magier taucht auf und verschwindet
wieder. Könnte Tausende Lidl-Verkäuferinnen vor dem Selbstmord
bewahren. Bereits in 67 Sprachen übersetzt, die meisten davon
Deutsch und Evangelisch.
Maxim Wellbeque,
der kühle Erotomane aus Paris, bringt auf 500 Seiten 789-mal
das WOrt Sex unter. Franz Doblhauser erzählt in "Alpenglühen"
seine Kindheit in Tirol, die sich in nichts von der anderer
Menschen unterscheidet. Doblhauser spaart die deutsche Vergangenheit
nicht aus. Warum auch? In Kärnten war der Autor deshalb Star
einiger Bücherverbrennungen. Jenny Erkenschwick, die
grundlos gefeierte junge Newcomerin, beschreibt irgendein Beziehungsdrama.
Wer sich in das linguistische Röhricht wagt, hat keine Lust
mehr, seine Frau zu schlagen. Claudine Storchenschnabel
liefert in "Wie Herr S. seine Sim-Karte brät" das
gallig-tragische Psychogramm eines Telefonverkäufers, der von
allen guten Geistern verlassen ist. Wer mehr Substanz will,
bestellt das BUch gleich als Klingelton.

Besser
sieht es bei den Sachbüchern aus: "Mach disch kaputt!".
Der ZDF-Terrorismusexperte Elmar Treuwiesen legt seine
Recherchen aus den Parallelwelten der Münchener U-Bahn vor.
Ergebnis: Al-Qaida geht mittlerweise aktiv gegen Nichtrauchern
und Rentner vor. Eine beunruhigende Lektüre, meint wer auch
immer. Bei den Kinderbüchern ragt vor allem "Osram und
Özedemir" von Peter Sundquist hervor - ein sensibles
Porträt der komplizierten Freundschaft zwischen Frosch und Fisch
in Albanien der Zwischenkriegszeit (siehe Bild). Kann auch im
Ofen aufgebacken werden.
Und noch ein
Geheimtipp: "Lieber Fest als Festgeld" von Tomo
P. Der Autor gibt ein Bekenntnis zur Verschwendung ab, das
in seiner Radikalität an Fellinis "Grosses Fressen"
oder Johan Lafers Knödel-Kochbuch erinnert. Wer nach der Krise
noch Geld übrig hat, erfährt hier, wie er es auf den Kopf haut.
Wer blank ist, kann das Buch seinem Investmentberater auf den
Kopf hauen.
Übrigens ist der Job für
Kritiker nicht einfacher geworden. Beim Verriss von einigen
der neuen E-Books haben sich viele Kollegen schwere Schnittverletzungen
zugezogen. Im kommenden Jahr schicken wir deshalb nur noch Laptops
nach Frankfurt. |