Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. September 2008)
 

   Auf Doktor Bueb ist Verlass. Der einstige Leiter des nach Strenge riechenden Edel-Internats Salem füttert dieser Tage mit seiner neuen Bibel "Von der Pflicht zu führen. Neun Gebote der Bildung" den Gierschlund der Medien. Claquere und Kritiker überwerfen sich, allerorten erschallen Hymnen ("Wild und Hund", "Für Sie"), Unkenrufe hingegen sind die Ausnahme ("SZ", Bäckerblume"). Wir liessen lieber die Pfoten von dem heissen Rezensionseisen und fragten stattdessen Altsalemer und bekennende Bueb-Exegeten: Was brachte Ihnen Bernhard Buebs sanfte Peitsche?

   Walter Sittler, TV-Serien-Adliger: "Nach Salem zu gehen war die beste Entscheidung meines Lebens. Davor war ich ein verkommenes Subjekt. Rauchte, trug einen Linksscheitel und wollte wie mein Vater Literaturprof werden. Doch Führer Bueb lehrte mich, wie man Wünsche unterdrückt, exzessiv Zahnseide verwendet und mit Mariele Millowitsch glücklich wird. Demut ist eine Gabe. aber eine Sache werde ich trotz Bueb nie verwinden: Dass der Bleibtreu den Baader spielen durfte und nicht ich. Ich hab' doch viel kleinere Ohren!"

   Christian Kracht, Popfeuilleton-Adliger: "Ich habe den Bueb damals im Internat meist aus grosser Distanz erlebt. Wie eine graue Wolke. Oder ein Tippfehler in der 'FAZ'. Nur einmal, da hat er mich in sein Lehrerzimmer gerufen. Er sass nackt vor einem grossen Napf handgeschabter Spätzle, schlürfte dicke braune Sosse und verführte mich, den Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Martin Heidegger zu deklamieren. Wie ich mich dafür schämte! Heute schreibe ich kryptische Texte und träume davon, Martina Gedeck in einem RAF-Film mit einer Barbourjacke zu ersticken. Morgen erscheint mein neuer Roman. Da geht es um Menschen mit Steckdosen unter den Achseln. Warum, hab' ich vergessen. Daran ist der Bueb schuld."



   Ariane Sommer (siehe Bild), Fotostrecke, Schaufenster-Adlige: "Ich finde den Berni total süss, weil er glaubt, was er sagt und süssen Dingern wie mir das Abitur in Salem ermöglicht hat. Mädels wie ich lieben halt solche erfahrenen Anführer-Typen, die einem auch mal einen Klaps geben, ohne allzu feste Abdrücke zu hinterlassen. Leider hat das bei Bernd Eichingers Casting für die Rolle der Ensslin nicht geklappt und die blöde Wokalek bekam die Rolle. Dabei hätte ich die Badewannenszene viel intensiver und mit viel weniger Schaum gespielt."

   Elisabeth Noelle-Neumann, Bodensee-Orakel, Demoskopie-Adlige: "Schwule Bürgermeister, Lafontaine, Moscheen in deutschen Innenstädten, RAF-Filme ... Quo vadis, Heimat? Männer wie Bueb sind die letzte Hoffnung, nur sie können uns aus der linksliberalen Pudding-Pädagogik und dem führerlosen Werteumfragetief herausreissen. Her mit der Elite!"
 

 

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