Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. August 2008)
 

   Guten Tag, ich darf mich kurz vorstellen: Mein Name ist Welz, ich bin eine Baustellenampel. Sie sehen meine Kollegen und mich jeden Sommer an vielen Ecken der Stadt. Wir arbeiten auf den Baustellen, die pünktlich zum Ferienbeginn aufgemacht werden. "Ferien" dürfen Sie wörtlich nehmen, denn die Strassenbauer richten die Baustellen ein und verschwinden dann ganz schnell in die Ferien. Oder haben Sie im August mal jemanden dort arbeiten sehen? Eben, ist doch viel zu heiss. Regeln müssen die Sache dann wir: Die Baustellenampeln. Stellen Sie sich den Job bitte nicht zu einfach vor: Den ganzen Tag stehen, bei gutem Wetter immer in der prallen Sonne. Und die einsamen Nächte, in denen kein Schwein vorbeikommt, sind schier endlos.



   Bevor ich Baustellenampel wurde, habe ich bei einer Wanderbaustelle auf der Autobahn gejobbt. Kein schlechtes Leben. Man wandert den ganzen Tag, bepackt mit einem Rucksack, die Autobahn entlang und sucht die besten Stellen für eine Fahrbahnverengung. Besonders beliebt sind Autobahnabschnitte, wo sich die Strasse von drei auf zwei Spuren verengt. Wenn man da die zweite Spur auch noch zumacht, hat man in wenigen Minuten einen schönen Stau. Dann setzen sich die Jungs vom Bau gemütlich hin, packen ihre Zwiebelmettwurstbrötchen aus, trinken etwas Kühles, lassen sich ein bisschen von den Autofahrern beschimpfen. Nach der Rast packt man zusammen und wandert zum nächsten geeigneten Flaschenhals. Leider gab es an der Autobahn für eine Baustellenampel keinen Job, weil der Verkehr nur in eine Richtung fliesst. Aber sie haben mir eine Stelle als mobile Radarfalle angeboten. Die Aufgabe hätte mich schon gereizt: In der Baustelle einen Autofahrer anblitzen, der erschricktm, bremst, der nächste knallt drauf, und schon haben Sie die schönste Vollsperrung.

   Doch eigentlich möchte ich lieber für Ordnung sorgen als für Unordnung. Obwohl: Manchmal würde es mich schon reizen, zusammen mit meinem Kollegen vom anderen Ende der Baustelle einfach so lange auf Rot zu schalten, bis der Verkehr in der ganzen Stadt komplett zusammenbricht. Damit die anderen mal sehen, dass wir nicht irgendwelche Deppen vom Bau sind, sondern richtig was bewegen können. Beziehungsweise lahmlegen. Aber der da hinten macht nicht mit, hat Angst um seinen Arbeitsplatz, der Schisser. Dabei könnten wir uns so leicht rausreden: Falsch programmiert, oder die Software hat versagt.

   Aber ich will Sie nicht aufhalten mit meinem Gequassel. Wie? Sie könne sowieso nicht weiter, weil ich Rot zeige? Tschuldigung, habe ich vor lauter Erzählen nicht gar nicht bemerkt. Ein paar Sekunden Geduld noch, Sie haben gleich Grün, Wiedersehn.
 

 

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