Guten Tag, ich darf mich
kurz vorstellen: Mein Name ist Welz, ich bin eine Baustellenampel.
Sie sehen meine Kollegen und mich jeden Sommer an vielen Ecken
der Stadt. Wir arbeiten auf den Baustellen, die pünktlich zum
Ferienbeginn aufgemacht werden. "Ferien" dürfen Sie
wörtlich nehmen, denn die Strassenbauer richten die Baustellen
ein und verschwinden dann ganz schnell in die Ferien. Oder haben
Sie im August mal jemanden dort arbeiten sehen? Eben, ist doch
viel zu heiss. Regeln müssen die Sache dann wir: Die Baustellenampeln.
Stellen Sie sich den Job bitte nicht zu einfach vor: Den ganzen
Tag stehen, bei gutem Wetter immer in der prallen Sonne. Und
die einsamen Nächte, in denen kein Schwein vorbeikommt, sind
schier endlos.

Bevor
ich Baustellenampel wurde, habe ich bei einer Wanderbaustelle
auf der Autobahn gejobbt. Kein schlechtes Leben. Man wandert
den ganzen Tag, bepackt mit einem Rucksack, die Autobahn entlang
und sucht die besten Stellen für eine Fahrbahnverengung. Besonders
beliebt sind Autobahnabschnitte, wo sich die Strasse von drei
auf zwei Spuren verengt. Wenn man da die zweite Spur auch noch
zumacht, hat man in wenigen Minuten einen schönen Stau. Dann
setzen sich die Jungs vom Bau gemütlich hin, packen ihre Zwiebelmettwurstbrötchen
aus, trinken etwas Kühles, lassen sich ein bisschen von den
Autofahrern beschimpfen. Nach der Rast packt man zusammen und
wandert zum nächsten geeigneten Flaschenhals. Leider gab es
an der Autobahn für eine Baustellenampel keinen Job, weil der
Verkehr nur in eine Richtung fliesst. Aber sie haben mir eine
Stelle als mobile Radarfalle angeboten. Die Aufgabe hätte mich
schon gereizt: In der Baustelle einen Autofahrer anblitzen,
der erschricktm, bremst, der nächste knallt drauf, und schon
haben Sie die schönste Vollsperrung.
Doch
eigentlich möchte ich lieber für Ordnung sorgen als für Unordnung.
Obwohl: Manchmal würde es mich schon reizen, zusammen mit meinem
Kollegen vom anderen Ende der Baustelle einfach so lange auf
Rot zu schalten, bis der Verkehr in der ganzen Stadt komplett
zusammenbricht. Damit die anderen mal sehen, dass wir nicht
irgendwelche Deppen vom Bau sind, sondern richtig was bewegen
können. Beziehungsweise lahmlegen. Aber der da hinten macht
nicht mit, hat Angst um seinen Arbeitsplatz, der Schisser. Dabei
könnten wir uns so leicht rausreden: Falsch programmiert, oder
die Software hat versagt.
Aber ich
will Sie nicht aufhalten mit meinem Gequassel. Wie? Sie könne
sowieso nicht weiter, weil ich Rot zeige? Tschuldigung, habe
ich vor lauter Erzählen nicht gar nicht bemerkt. Ein paar Sekunden
Geduld noch, Sie haben gleich Grün, Wiedersehn. |