Was für die Deutschen die
Rote, ist für die Schweizer die Cervelat. Die Cervelat ist eigentlich
etwas Undefinierbares - dick und gelb, und wenn man hineinschneidet,
quillt eine Substanz hervor, die stark an eingefärbtes Fugenkitt
aus dem Baumarkt erinnert, aber auch gut durchkauter Darminhalt
eines Regenwurms sein könnte. So widerlich ist das Arbeiter-Filet,
wie die Eidgenossen ihre Servela liebevoll nennen, dass deutsche
Rinder aus Tierschutzgründen eine Einverständnisserklärung abgeben
müssen, um zu der zweifelhaften Spezialität verarbeitet werden
zu dürfen.
Der Schweizer denkt da anders.
Direkt nach Brot, Milch und Käse ist ihm die dralle Dauerwurst
das liebste Nahrungsmittel. Ob die EU das wusste, als sie kurzerhand
den Import produktionswichtiger brasilianischer Rinderdärme
in die Schweiz verbot, ist ungewiss. Sicher ist nur: Die Tatsache,
dass Brüsseler Currywurst-Bürokraten dem Berner Nationalheiligtum
auf die Pelle rückten, musste zu einer internationalen Magenverstimmung
führen. Den Wortlaut der sich anschliessenden diplomatischen
Schlammschlacht veröffentlichen wir an dieser Stelle erstmals:
Bern:
"Warum ist euch unsere Wurst nichht wurst?"
Brüssel:
"Wir haben den Braten gerochen."
Bern: "Das
ist doch alles Käse. Mit uns ist nicht gut Kirschen essen."
Brüssel:
"Ihr habt doch Tomaten auf den Augen."
Bern:
"Jetzt haben wir den Salat. Da wird doch der Hund in der
Pfanne verrückt."
Brüssel: "Gleich gibt's was
auf die Eier."
Bern: "Und wir drehn euch durch
den Fleischwolf ..."
Da Sie, liebe
Leser, sicher gerade frühstücken und der Dialog noch unappetitlicher
wird, brechen wir hier ab. Die Schweiz hat den Streit gewonnen.
Ich hoffe, Sie fanden, an der Geschichte war Fleisch. Wenn nicht,
ist's mir dauerwurst. |