Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. August 2008)
 
Das Gelbe vom Ü-Ei

 

   Diese Woche hatte es den Anschein, als sei das Schicksal des Überraschungseis besiegelt, als stünde, um es im schönsten Nachrichtendeutsch zu sagen, das Aus des Überraschungseis bevor. Für Unbeleckte, die die schokopolitische Situation Deutschlands in den letzten 60 Jahre verpennt haben: Das s am Ende des Überraschungseis ist ein Genitiv-s. In allen anderen Fällen heisst es Überraschungsei. Ein Überraschungsei hat nichts mit einem Überraschungseis zu tun, auch wenn es nicht schaden kann, beide in diesen Tagen kühl zu lagern.

   Mir fiel diese Woche auf, dass in Print-Medien gern auch vom Ü-Ei die Rede ist, weil das Ü-Ei (siehe oben) besser in eine Überschrift passt als ein Überraschungsei oder ein Überraschungseis. Das Ü-Ei hat in der politischen Debatte Deutschlands stets eine wichtige Rolle gespielt. Erinnern wir uns nur an Kanzler Kohl, als der 1991 in Halle (Ex-DDR) mit Eiern beworfen wurde und seine Leibwächter das Schlimmste verhinderten, indem sie Kohl zurückhielten. Sonst hätte der aus dem eierwerfenden Kommunisten noch Russische Eier gemacht. Da die Werfer ihr Tun nicht angekündigt hatten, handelte es sich um Ü-Eier. Ausserdem war das Fernsehen live dabei und sendete aus dem Ü-Wagen.

   Die Gefahr beim Ü-Ei geht weniger von der süssen Hülle, als vom ungeniessbaren Inhalt aus: Das Gelbe vom Ü-Ei ist ein Plastikei, indessen Inneren ein Spielzeug steckt. Um ans Spielzeug zu kommen, muss man das Plastikei zerteilen. Es handelt sich also im Grunde um Kernspaltung, womit wir bei der Energiepolitik angelangt sind.

   Falls Sie sich fragen, warum das Ü-Ei gerettet ist und wie es kommt, dass die Kuh vom Ü-Eis ist: Das hat das Ü-Ei aus eigener Kraft geschafft. Als es diese Woche auf einem Rad (ohne Helm, aber mit viel Mut) zu einem Pressetermin kam, sagte es: "Es tut mir leid, wenn sich hessische Parteifreunde möglicherweise in ihren Gefühlen verletzt und durch den Zeitpunkt meines Kommentar im Stich gelassen fühlten." Da hat das Ü-Ei noch mal die Kurve gekriegt.
 

 

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