Diese Woche hatte es den
Anschein, als sei das Schicksal des Überraschungseis besiegelt,
als stünde, um es im schönsten Nachrichtendeutsch zu sagen,
das Aus des Überraschungseis bevor. Für Unbeleckte, die die
schokopolitische Situation Deutschlands in den letzten 60 Jahre
verpennt haben: Das s am Ende des Überraschungseis ist ein Genitiv-s.
In allen anderen Fällen heisst es Überraschungsei. Ein Überraschungsei
hat nichts mit einem Überraschungseis zu tun, auch wenn es nicht
schaden kann, beide in diesen Tagen kühl zu lagern.
Mir
fiel diese Woche auf, dass in Print-Medien gern auch vom Ü-Ei
die Rede ist, weil das Ü-Ei (siehe oben) besser in eine Überschrift
passt als ein Überraschungsei oder ein Überraschungseis. Das
Ü-Ei hat in der politischen Debatte Deutschlands stets eine
wichtige Rolle gespielt. Erinnern wir uns nur an Kanzler Kohl,
als der 1991 in Halle (Ex-DDR) mit Eiern beworfen wurde und
seine Leibwächter das Schlimmste verhinderten, indem sie Kohl
zurückhielten. Sonst hätte der aus dem eierwerfenden Kommunisten
noch Russische Eier gemacht. Da die Werfer ihr Tun nicht angekündigt
hatten, handelte es sich um Ü-Eier. Ausserdem war das Fernsehen
live dabei und sendete aus dem Ü-Wagen.
Die
Gefahr beim Ü-Ei geht weniger von der süssen Hülle, als vom
ungeniessbaren Inhalt aus: Das Gelbe vom Ü-Ei ist ein Plastikei,
indessen Inneren ein Spielzeug steckt. Um ans Spielzeug zu kommen,
muss man das Plastikei zerteilen. Es handelt sich also im Grunde
um Kernspaltung, womit wir bei der Energiepolitik angelangt
sind.
Falls Sie sich fragen, warum
das Ü-Ei gerettet ist und wie es kommt, dass die Kuh vom Ü-Eis
ist: Das hat das Ü-Ei aus eigener Kraft geschafft. Als es diese
Woche auf einem Rad (ohne Helm, aber mit viel Mut) zu einem
Pressetermin kam, sagte es: "Es tut mir leid, wenn sich
hessische Parteifreunde möglicherweise in ihren Gefühlen verletzt
und durch den Zeitpunkt meines Kommentar im Stich gelassen fühlten."
Da hat das Ü-Ei noch mal die Kurve gekriegt. |