Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (03. August 2008)
 
Lufthoheit
 

   Ich schreibe diese Zeilen als angehender militanter Nichtraucher. Warum angehender militanter Nichtraucher? Das hängt damit zusammen, dass man, um eine gewisse Militanz gegenüber Tabakabhängigen entwickeln zu können, selbst schon mal abhängig gewesen sein muss. Ich muss also erst rauchen lernen.

   Ich finde Militanz ist angebracht - auf beiden Seiten. Seit dieser Woche dürfte es dem dümmsten Glimmstängel klar sein: Es geht um die Lufthoheit in der besitzergeführten Einraumkneipe. Egal, wer diesen Begriff erfunden hat, für mich ist "besitzergeführte Einraumkneipe" das Wort des Jahres. In einem dieser Internettagebücher, kurz Blog genannt, habe ich folgenden Eintrag gefunden: "Es waren drei Worte, die reichten, damit Raucher in Deutschland wieder aufatmen könnten. Die Worte lauteten Kippen, Rauchverbot, Verfassungsrichter. In der richtigen Reihenfolge gebracht, wurde daraus: Verfassungsrichter kippen Rauchverbot."

   Grossartiger Einfall. Da wäre ich im nüchternen Zustand nie darauf gekommen. Ich vermute, bei dem Autor handelt es sich um einen trockenen Ex-Raucher. Und dann die Formulierung "Raucher können aufatmen". Ganz stark, vor allem, wenn wir  uns vor Augen halten, was dabei passiert: Dem Aufatmen folgt ein Hustenanfall, der mündet in ein Röcheln und kommt erst dann zum Stillstand, wenn die Fluppe brennt.

   Eigentlich mag ich Raucher, vor allem seit ich gelesen habe, dass sie volkswirtschaftlich ein Gewinn sind. Sie belasten die Gemeinschaft weniger als so mancher Fitness-Junkie. Raucher sterben schnell und früh. Sie kommen gar nicht dazu, ihre Rente zu verprassen.

   Dass er mir schwerfällt, beim Thema Nichtraucherschutz eine eigene Meinung zu entwickeln, könnte damit zu tun haben, dass diese Kolumne sowohl von der Malboro-Stiftung als auch von der Nichtraucherliga gesponsert wird. Manchmal denke ich, es wäre einfacher, eine Camel durch ein Nadelöhr zu bekommen.
  

 

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