Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. Juli 2008)
 
Der Bart der Woche

 

   Diese Woche ist um eine nicht näher genannte Zeit an einem nicht näher genannten Ort in Belgrad ein Mann mit Vollbart verhaftet worden. Der Mann sah dem flüchtigen mutmasslichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic so verdächtig unähnlich, dass es sich nur um einen handeln konnte: Um den flüchtigen mutmasslichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic.

   Die Formulierung mutmasslich ist in dem Zusammenhang wichtig. Zum einen ist Karadzic noch nicht vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verurteilt worden. Zum anderen ist völlig offen, ob es sich bei dem Festgenommenen tatsächlich um den mutmasslich flüchtigen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic handelt - auch wenn der Vollbart und sein Anwalt dem nicht widersprechen.

   Mir scheint eine andere Version wahrscheinlicher: Ist der Vollbart erst mal ab, wird darunter ein serbischer Bummelstudent zum Vorschein kommen, dem man für die Nikolausrolle seines Lebens 36 Millionen D-Mark gezahlt hat - in kleinen, nicht nummerierten Scheinen. Das Geld soll Karadzic 1997 bei einer Bank in Banja Luka abgeholt haben. Die gute alte D-Mark war in den ehemaligen jugoslawischen Staaten inoffizielles Zahlungsmittel.

   In Berlin war diese Woche ein bartloser dunkelhäutiger mutmasslicher amerikanischer Präsidentenkandidat zu Besuch, der einen mutmasslichen Kriegsverbrecher so unähnlich sah, dass sich mir ebenfalls ein Verdacht aufdrängt. Der Mann reiste unter dem Namen Obama, was nicht nur verdächtig, sondern auch dämlich ist. Können Sie sich vorstellen, dass man in einem Land, in dem man beim Stichwort Osama kollektiv zu den Waffen greift, einen Präsidentschaftsanwärter ins Rennen schickt, der Obama heisst?

   Falls Sie, liebe Leser, der Meinung sind, dieser Gag habe einen Bart, dann schauen Sie sich das Foto des serbischen Bummelstudenten an, das diese Woche durch die Weltpresse ging. So sieht ein Bart aus.
 

 

Zurück