Sehen Sie die Fliege, die
rechts über diese Seite krabbelt? Ihr unstillbarer Bewegungshunger
könnte die Lösung unseres Energieproblems sein. Forscher einer
Ostschweizer Universität haben nämlich herausgefunden, dass
eine Fliege (siehe Bild) pro Tag bis zu 456 Kilometer zurücklegt.
Dabei gibt sie etwa ein Energievolumen von 1690 Kilojoule an
die Atmosphäre ab. Angenommen, wir könnten die Hälfte dieser
Energie in einen vierköpfigen Haushalt einspeisen - wir wären
fein raus. Doch derart konstruktive Ansätze sind derzeit selten.

Denn
die Bevölkerung hat Angst. Hunderttausende Deutsche weisen Mängelerscheinungen
auf, weil sie sich die Autofahrt zum Bäcker nicht mehr leisten
können. Sie streichen brünstig um ihre elektrischen Rasentrimmer
und überlegen, ob sie lieber dessen Stromhunger oder den Appetit
ihrer Kinder stillen sollen. Im Keller suchen nach Resten von
Altöl, an der Tankstelle berühren sie schüchtern die Zapfsäule,
während ihnen Tränen übers Gesicht laufen.
Nun
ist Panik ein schlechter Ratgeber. Unsere Wissenschaftsredaktion
bietet statt dessen Lösungen an. Seit langem befassen wir uns
mit der Nutzung von Hautflüglern als Energielieferanten. In
Laborversuchen wurde die Körperwärme von Fliegen auf Foliendämmstoffen
gemäss Norm EN ISO 6946 durch Wärmeaustausch in Heizluft umgewandelt.
Die Züchtung von Stromtermiten in unserem Terrarium ist
derweil im vollen Gang. Nicht zuletzt haben wir die visionäre
Idee der von Christian Morgenstern entwickelten Dunkelbirne
aufgegriffen, die weniger als die Hälfte des Stromverbrauchs
einer normalen Birne aufweist.
Nicht
alle Lösungen funktionieren so elegant. Der Knallgasreaktor
in unserem Labor hat sich leider als unberechenbarer Geselle
erwiesen, die wassersparende Trockendusche muss zu oft entkalkt
werden. Hoffnung gibt es an einer anderen Front: In den Labors
der Wissenschaftsredaktion läuft seit einigen Monaten ein Strontium-Bügeleisen,
dass durch fortwährende Freigabe von Spaltprodukten das Viermillionenfache
an Wärme und Dampf eines herkömmlichen Geräts ausstrahlt.
Dennoch
führt an einer Erkenntnis kein Weg vorbei: Der Mensch verbraucht
zuviel Energie. Er kratzt sich, schmatzt, lässt Darmwinde
entweichen, küsst, lacht, zwinkert, isst und verdaut. All
diese Verrichtungen müssen auf das unbedingt nötige Mindestmass
reduziert werden, damit das Individuum irgendwann zu seinem
eigenen Energielieferanten wird. Wissenschaftlich fundierte
Apathie scheint die einzige Lösung. Legen Sie deshalb Ihre Zeitung
langsam aus der Hand, lassen Sie Ihren Körper auf ein Kissen
gleiten. Denken Sie an nichts. Rufen Sie später den Nachbarn
an und bitten Sie ihn, den Stromzählerstand vorzulesen. Sie
werden schon sehen! Und behandeln Sie Fliegen mit Respekt! |