Zum Glück ist der Fussballwahnsinn
vorbei. Ja, längst vorbei. Lesen Sie keine Zeitung? Südtirol
ist Europameiser, hat die Kroaten im Finale mit 1:0 besiegt.
Um es präzise zu sagen: Die Kroaten in Serbien. Bei der Fussball-Europameisterschaft
der sprachlichen Minderheiten Anfang dieses Monats in der Schweiz.
Die Deutschen haben sich wie bei jeder EM seit 1996 in der Vorrunde
herausgerumpelt, weshalb es nicht zum brisanten Duell der deutschen
Minderheit in Dänemark gegen die dänische Minderheit in Deutschland
kam.
Es wäre auch ein seltsames Spiel
geworden: Jeder Treffer ins gegnerische Tor zugleich irgendwie
ein Eigentor. Unentschlossen zeigte sich auch Prinz Polski
(Geburtsland Polen), nicht unbedingt für lange Grübeleien bekannt,
bei seinem Tor für die deutsche Nationalmannschaft gegen ebendieses
Polen. Jubeln oder nicht jubeln? Keine Ahnung. Hoffentlich lässt
sich sein Kumpel Schweinski davon nicht anstecken. Am Ende verliert
er (Geburtsland Deutschland) noch die Freude an seinen Toren
für den (deutschen) FC Bayern München, die er in der (deutschen)
Bundesliga gegen einen deutschen Club ...

Nach
dem Spiel gegen Spanien ist der Bundestrainer zurückgetreten.
Ja, wirklich. Stand in der Zeitung. Am 22. Juni 1984, der zurückgetretene
Trainer hiess Jupp derwall. Zu Hause witzelten sie: "Welches
Tier hat absolut null Ahnung von Fussball? Jupp, der Wal."
Das passiert Jogi, dem Löw, nicht. Vorerst.
Die
EM hat gigantische TV-Quoten gebracht. Im Halbfinale Türkei
- Deutschland fast 80 Prozent. Rechnet man die gefühlten 40
Millionen in Deutschland lebenden Türken hinzu, die das Spiel
per Sütüllütenschüssel in Muttersprache verfolgten, steigt die
Einschaltquote auf sensationelle 113,7 Prozent. Schwer zu toppen.
Allenfalls, wenn sich beide Mannschaften im WM-Finale 2010
wiedertreffen. Die gute Nachricht für die Fans: Die Stadien
in Südafrika sind grösser als die Zirbelstuben-Winz-Arenen der
Euro '08. Es wird reichlich Karten geben. Die schlechte Nachricht:
Die Anreise im eigenen Auto ist beschwerlich. Östlich ums Mittelmeer
herum, dann in Ägypten nilaufwärts und schliesslich der Ostküste
Afrikas entlang zum Kap der guten Hoffnung. Selbst mit einer
deutschen Oberklassenlimousine sind An- und Abreise kaum an
einem Tag zu bewältigen.

Jeden
Tag Autokorso. Tut-tuut-tut-tut-tut. Wie blöd sind wir
Deutschen eigentlich? Welche Rolle spielen die Medien. Muss
wirklich erst unsere Kuschel-Zeitung mit Harmoniefaktor 40 kommen,
um den skandalösen Zusammenhang zwischen EM und Spritpreis aufzudecken:
Wer beim Autokorso mittut, muss öfters tanken. Also steigt die
Nachfrage. Steigt die Nachfrage, steigt der Preis. So einfach
ist das, und aus diesem Grund haben die Mineralölkonzerne die
Gegner der Deutschen - Achtung Wortwitz - geschmiert. Wieso
sonst sollte der Sportskamerad und türkische Keeper Rüstü vor
dem deutschen 2:1 dem Miro Klose nur hinterherhopsen statt ihm
in Torhütermanier eine Faust gegen das Kinn rammen? Warum sonst
liess er sich vor Lahm nach links unten plumsen wie eine Bahnschranke?
Wäre er stehen geblieben, hätte er den Ball zwar an den Kopf
bekommen, aber nicht ins Tor. So aber: 3 zu 2 Deutschland, Sieg,
Autokorso. Tut-tuut-tut-tut-tut. Am nächsten Tag war der Sprit
fünf Cent teurer.
Ein Hinweis an alle
Gelegenheits-Fussballguckerinnen, die Michael Ballack so
süüüss finden: Ballack erkennen Sie am Trikot mit der Nummer
21 und dem Schriftzug "Metzelder". |