Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. Mai 2008)
 
Schleudertrauma
 

   Auch wenn wir den Amerikaner ob seiner Irakpolitik im Äusseren und seine Prüderie im Inneren gern belächeln - wir sollten vorsichtig sein, zumindestens was den Vorwurf der Verklemmtheit angeht. Die legt der Amerikaner nähmlich ab, wenn es ans Geldverdienen und um den Dienst an der Menschheit geht.

   In den USA ist in diesen Tagen ein Buch mit dem Titel "Carma Sutra" erschienen. Die Autoren Alex Games und Ester Selsdon legen darin in Wort und Bild dar, dass ein Automobil nicht nur als Fortbewegungsmittel taugt, sondern auch, um einen angestaubten Begriff in die lechzende Runde zu werfen, als Liebeslaube. Angeblich, so behauptet "Spiegel Online", gehe die Liebe öfter durch den Wagen als angenommen. Gleich nach dem Bett komme das Auto al Ort zwischenmenschlicher Begegnung. "Wo ein Wille ist, findet sich häufig auch ein (Wald-) Weg". Und wo ein Wille ist, da ist auch, wie der Amerikaner zu sagen pflegt, ein Willy.

   In ihrem Handbuch für die "In-Car-Entertainment" zeigen die Autoren, welcher Liebesstellung sich für welchen Wagen aufdrängt - und plötzlich erscheint die Spritschleuder Hummer in anderem Licht. Man fragt sich als weltoffener Mitteleruopäer beim Durchblättern des Sex-Ratgebers schon, warum sich bei uns noch keiner des Themas angenommen hat? Dies böte sich deshalb an, da unsere Autos weniger geräumig sind als amerikanische, und man der Fantasie auf die Sprünge helfen könnte.

   Warum, so fragen wir uns, werben Autohersteller nur nüchtern mit dem Ladevolumen des Kofferraumes und den Vorzügen eines Doppelkupplungsgetriebes? Ist der CO2-Ausstoss wirklich das Verkaufsargumment der Zukunft? Sind unsere Fahrschulen nicht von vorgestern, wenn sie die Sicherheit im stehenden Verkehr kaum Beachtung schenken? Und warum schläft der ADAC?

   Fragen über Fragen. Vieleicht denken Sie nach diesen Zeilen künftig anders darüber, wenn Ihnen jemand erzählt, er habe sich im Auto ein Schleudertrauma zugezogen.
 

 

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