Heute soll ein schöner Frühlingstag
werden. Sagt zumindest der Wetterbericht. Die Freude darüber
könnte allerdings getrübt werden, wenn das milde Wetter wieder
Tausende von Freizeitsportlern in die Natur zwingt. Nein, wir
wettern jetzt nicht gegen die Stockläufer, die durch ihr Geklacker
argloses Rotwild aufschrecken und obendrein possierliche Kleinnager
aufspiessen - das haben wir wir im vergangenen Frühjahr getan.
Wir mosern auch nicht gegen die letzten frei lebenden Supermachos,
die ihren Frauen auf rostige Dreigangräder setzen und sich selbst
ein 3000-Euro-Carbon-Teil nebst Angebersonnenbrille gönnen -
die waren vor zwei Jahren dran.
Im
Frühling 2008 widmen wir uns all den Menschen, die nicht eine
Sekunde in den Spiegel schauen, bevor sie sich ihrer Umweltin
freier Wildbahn oder einer Sporthalle präsentieren. Es ist nun
mal so, dass zum Sport auch eine Bekleidung gehört, die in Sachen
Grösse, Farbe und Stil passen sollte - was sie leider selten
tut. Völlig daneben ist es zum Beispiel, wenn sich ein Mensch
mit ausgeprägter Körpermitte in ein superenges Schwimmpräservativ
zwängt, das für Olympiarecken entwickelt wurde. Das sieht dann
aus wie der Journalist in der Schwimmberichterstattung dieser
Ausgabe, der allerdings Teilnehmer eines wissenschaftliches
Experiment zur Dehnbarkeit von Kunststoffen war.
Kommen
wir also zu den Sünden des Alltags und beginnen bei unpassenden
Socken. Zum Sport ungeeignet sind Billig-Ensembles aus dem Supermarkt,
weil sie erstens weiss mit rotblauen Streifen sind, zweitens
von minderer Qualität und drittens auch noch ständig rutschen.
Noch schlimmer kommen allerdings schwarze Business-Socken zu
weissen Laufschuhen und frühlingshaft weisser Haut oder gelb-grüne
Aussie-Socken vom letzten Urlaub Down Under. Bitte einfach weglassen.
Das gilt auch für die neuerdings im Supermarkt feilgebotenen
EM-Sportsocken mit Bündchen in den Nationalfarben.
 Arrangement
fatal: Ferrari-Socken sind peinlich, werden hier aber noch durch
grenzwertiges Schuhwerk getoppt.
Im
Idealfall sind Sportsocken gar nicht zu sehen, weil sie von
einem Hosenbein überdeckt werden. Aber auch hier gibt es optische
Sünden. Unsere Redaktion weiss von umherziehenden Joggerbanden,
die im Winter Altkleidercontainer plündern, um in den Besitz
grauer Jogginghosen zu kommen, die zurzeit nicht einmal Kaffeeröster
im Programm haben. Diese Hosen verschaffen den Trägern durch
ihren grosszügigen Schnitt ein heimatliches Raumgefühl und signalisiert
Bodenständigkeit, weshalb sie besonders gerne von mitteralterlichen
Herren getragen werden. Vereinzelt wurden auch aufstrebende
Börsenmakler im Grauen aus Baumwolle und Elasthan gesichtet.
Diese Herren verstehen sich als Trendsetter, liegen aber falsch.
Die Joggingfarbe des Saison 2008 ist bei Hosen ein dezentes
Schlamm mit Seitenstreifen in Tiffanybordeaux (Männer) beziehungsweise
Fliederrosa (Frauen).
Graue Jogginghosen
sind aber optisch immer noch besser als dünnbeinige Bartträger
in winzigen Sprinterhöschen der Marke Daschauher. Auch zu kleine
Radlerhosen beleidigen das Auge. Diese Hosen sollen zwar eng
sein, aber nicht so, dass an den Rändern Fettwülste hervorquellen.
Gesteigert wird das noch, wenn der Stoff alt ist und fadenscheinig.
Man sieht ja heute noch Radhosen mit den Werbelogos von Profiteams,
die sich Anfang der 90er Jahre aufgelöst haben. Wer also noch
Material von PDM, Team Stuttgart oder Kotter hat - weg damit.
Das
gilt natürlich auch für Trikots. Neuerdings tragen Freizeitsportler
ja auch gerne Botschaften auf der Brust. Man liest "Heul
doch" oder "Frauenversteher" in schlechtem Druck
auf gelbem Stoff. Dazu werden gerne Retro-Sonnenbrillen aus
den 70er Jahren mit Gläser so gross wie Vesperbrettchen getragen.
Auch grauenhaft.
Zum Schluss ein Appell:
Korrekte Sportbekleidung besticht durch dezente Farbwahl, stimmige
Materialien und eine der Figur entsprechende Grösse. Bei Rückfragen
wenden Sie sich gerne an die Redaktion Ihres Vertrauens. |