Jahrzehntelang habe ich
mir überlegt, wer eigentlich auf den Schwachsinn gekommen ist,
Ostereier bunt anzustreichen. Jetzt, da uns weisse Ostern drohen,
ist mir schlagartig klargeworden, dass die Idee von grosser
Weitsicht zeugt. Oder haben Sie mal versucht, unbemalte Eier
im Schnee zu verstecken?
Aber eigentlich
wollte ich an dieser Stelle nicht über Eier sprechen, sondern
über Kondome. Aus meiner Zeitung habe ich diese Woche erfahren,
dass es in der Bischofsstadt Fulda, unweit des Doms, Deutschlands
einzige Schleckerfiliale gibt, in dem man keine Präservative
bekommt. Die Vermieterin der Räume, die Katholische Kirche,
hat, was ebenfalls von grosser Weitsicht zeugt, in den Mietvertrag
eine Sittenklausel reinschreiben lassen, die es dem Mieter verbietet,
Artikel im Sortiment zu führen, die dem Ansehen der Kirche schaden
könnten. Der Gummiparagraf gilt als unumstösslich.
Nun
könnte man lange darüber diskutieren, inwiefern der Verkauf
von Vaseline, Nagellack, Wimperntusche und Nassrasierern für
Frauen dem Ansehen der Katholischen Kirche zuträglich ist. Aber
Kondome gehen natürlich nicht. Das wäre ja genauso, als würde
ich meinem muslimischen Untermieter durchgehen lassen, am Karfreitag
keine Maultaschen zu essen. Die Ausübung der Glaubensfreiheit
hat dort ihre Grenzen, wo die Hausordnung anfängt.
Es
könne nicht angehen, sagte ein Bistumssprecher namens Ohnesorge
der Deutschen Presse-Agentur, dass die Kirche offiziell "mechanische
Verhütungsmittel" ablehne, es aber dulde, dass in einem
ihrer Häuser Geschäfte mit Kondomen gemacht werden.
Ich
kann mir vorstellen, welche Kommentare diese Aussage eines Katholiken
in unseren pietistischen Breiten provoziert. Aber, liebe Brüder
und Schwestern, wenn wir einen Moment innehalten, dann wird
uns klar, dass die Katholische Kirche anderenseits auch ein
total unverkrampfter Laden ist. Immerhin vermietet sie Räume
an eine Drogeriekette, die Schlecker heisst. |