Frühling. Krokusse, Narzissen
und Tulpen heitern uns nach langen, grauen, kalten Wintermonaten
auf. So viele Farben, so viele Formen. So viele Farbkombinationen.
Doch welche Farbe passt zu welcher? Wir haben uns in führenden
Gärtnereien Deutschlands umgehört und verraten die Tipps der
Profis.
Gärtnermeister Kurt Beck aus
dem pfälzischen Bad Bergzabern rät zur Farbe Rot: "Rot
können Sie quasi mit allem kombinieren. Rot harmonisiert mit
Grün, mit Gelb und Grün, verträgt sich aber auch mit anderen
Rottönen." In diesem Punkt sind sich allerdings Experten
uneins. Einige mahnen, wenn man Rot mit zu vielen verschiedenen
Farben kombiniere, verliere es an eigener Strahlkraft. Von Harmonie
mit anderen Rottönen könne ohnehin keine Rede sein: Rot und
Rot beissen sich.
Ein Problem, das
Gärtnereimeisterin Angelika Merkel nicht hat. In ihrem familiär
geführten Betrieb im uckermärkischen Templin ist Schwarz der
Renner. "Schwarz", sagt Angelika Merkel, die sich
nach Feierabend naturwissenschaftlich weitergebildet hat, "ist
ja praktisch eine Universalfarbe, weil alle anderen Spektralfarben
im Schwarz enthalten sind." Kombinationen mit anderen Farben
seien möglich, allerdings rät die Chefin, dass Schwarz eindeutig
dominieren müsse: Ein bisschen Grün oder ein bisschen Gelb seien
in Ordnung, aber wenn viel Rot ins Spiel komme, sei die Harmonie
nicht von langer Dauer.

Das
sieht man in der Demeter-Gärtnerei Roth im schwäbischen Babenhausen
ein wenig anders. Es sei nicht so entscheidend, welche Farben
man kombiniere, sagt die Inhaberin Claudia Roth. Sondern, dass
die Farben ihren Charakter behielten. Eine kunterbunte Wischiwaschi-Rabatte
sei mit ihr nicht zu pflanzen. In der Gärtnerei Roth lautet
die farbliche Ansage Grün. Ein biologisch-dynamisches, gentechnikfreies
Grün. Allerdings werden auch bei Roths aus pragmatischen Gründen
gemischte Rabatte gepflanzt - mal mit Rot, mal mit Schwarz,
"aber nicht mit Gelb", sagt Frau Roth. "Gelb
finde ich doof."
"Selber
doof", giftet Gärtnergeselle Guido Westerwelle aus Bonn
zurück. Allerdings muss er einräumen, dass der Laden, den er
von namhaften Vorgängern übernommen hat, nicht mehr richtig
läuft. Konkurrenten spötteln bereits: "Gärtnerei Mikrowelle".
Und das, obwohl Westerwelles Farbe der Frühlingsklassiker schlechthin
ist: Gelb. Warum immer weniger Gelb gewählt wird, ist unter
Experten umstritten. Möglich, dass Westerwelles Stammkundschaft,
die Besserverdiener, Selbstständigen und Mittelständler, die
Lust an Blumen verloren haben. Möglich auch, dass man sich an
Gelb einfach sattgesehen hat.
Unterdessen
macht eine Gärtnerei im Saarland mit Neuzüchtungen von sich
reden. Ihre Farbe ist ein schillerndes, viel versprechendes
Dunkelrot, das vom Züchter Oskar Lafontaine wortreich angepriesen
wird. Experten befürchten allerdings, dass sich ins Saatgut,
das in den östlichen Bundesländern vermehrt wurde, unerwünschte
Sumpfblüten gemischt haben könnten. Die etablierte Gärtnerschaft
warnt, dass die neuen Gewächse nur von kurzer Blütedauer seien.
Doch Lafontaines Saat ist längst ausgebracht. |