Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (09. März 2008)
 

   Frühling. Krokusse, Narzissen und Tulpen heitern uns nach langen, grauen, kalten Wintermonaten auf. So viele Farben, so viele Formen. So viele Farbkombinationen. Doch welche Farbe passt zu welcher? Wir haben uns in führenden Gärtnereien Deutschlands umgehört und verraten die Tipps der Profis.

   Gärtnermeister Kurt Beck aus dem pfälzischen Bad Bergzabern rät zur Farbe Rot: "Rot können Sie quasi mit allem kombinieren. Rot harmonisiert mit Grün, mit Gelb und Grün, verträgt sich aber auch mit anderen Rottönen." In diesem Punkt sind sich allerdings Experten uneins. Einige mahnen, wenn man Rot mit zu vielen verschiedenen Farben kombiniere, verliere es an eigener Strahlkraft. Von Harmonie mit anderen Rottönen könne ohnehin keine Rede sein: Rot und Rot beissen sich.

   Ein Problem, das Gärtnereimeisterin Angelika Merkel nicht hat. In ihrem familiär geführten Betrieb im uckermärkischen Templin ist Schwarz der Renner. "Schwarz", sagt Angelika Merkel, die sich nach Feierabend naturwissenschaftlich weitergebildet hat, "ist ja praktisch eine Universalfarbe, weil alle anderen Spektralfarben im Schwarz enthalten sind." Kombinationen mit anderen Farben seien möglich, allerdings rät die Chefin, dass Schwarz eindeutig dominieren müsse: Ein bisschen Grün oder ein bisschen Gelb seien in Ordnung, aber wenn viel Rot ins Spiel komme, sei die Harmonie nicht von langer Dauer.



   Das sieht man in der Demeter-Gärtnerei Roth im schwäbischen Babenhausen ein wenig anders. Es sei nicht so entscheidend, welche Farben man kombiniere, sagt die Inhaberin Claudia Roth. Sondern, dass die Farben ihren Charakter behielten. Eine kunterbunte Wischiwaschi-Rabatte sei mit ihr nicht zu pflanzen. In der Gärtnerei Roth lautet die farbliche Ansage Grün. Ein biologisch-dynamisches, gentechnikfreies Grün. Allerdings werden auch bei Roths aus pragmatischen Gründen gemischte Rabatte gepflanzt - mal mit Rot, mal mit Schwarz, "aber nicht mit Gelb", sagt Frau Roth. "Gelb finde ich doof."

   "Selber doof", giftet Gärtnergeselle Guido Westerwelle aus Bonn zurück. Allerdings muss er einräumen, dass der Laden, den er von namhaften Vorgängern übernommen hat, nicht mehr richtig läuft. Konkurrenten spötteln bereits: "Gärtnerei Mikrowelle". Und das, obwohl Westerwelles Farbe der Frühlingsklassiker schlechthin ist: Gelb. Warum immer weniger Gelb gewählt wird, ist unter Experten umstritten. Möglich, dass Westerwelles Stammkundschaft, die Besserverdiener, Selbstständigen und Mittelständler, die Lust an Blumen verloren haben. Möglich auch, dass man sich an Gelb einfach sattgesehen hat.

   Unterdessen macht eine Gärtnerei im Saarland mit Neuzüchtungen von sich reden. Ihre Farbe ist ein schillerndes, viel versprechendes Dunkelrot, das vom Züchter Oskar Lafontaine wortreich angepriesen wird. Experten befürchten allerdings, dass sich ins Saatgut, das in den östlichen Bundesländern vermehrt wurde, unerwünschte Sumpfblüten gemischt haben könnten. Die etablierte Gärtnerschaft warnt, dass die neuen Gewächse nur von kurzer Blütedauer seien. Doch Lafontaines Saat ist längst ausgebracht.
 

 

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