Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (20. Januar 2008)
 

   Die Meldung der Woche kam aus Uruguay. Dort entdeckten Forscher die fossilen Überreste einer ausgestorbenen "Monster-Maus", des grössten jemals gefundenen Nagetiers (siehe Bild). 1000 Kilo habe das Tier auf die Waage gebracht. Für unsere Wissenschaftsredaktion ist das nichts Neues. Bei unseren Betriebsausflügen stiessen wir immer wieder auf Überreste uralter Tiere und Kulturgegenstände. Wir fanden eine versteinerte Feinstrumpfhose, die einem Wesen von mehr als drei Tonnen Gewicht gehören musste, ein Handy mit einer Reichweite von drei Metern und einem dicken Schuppenpanzer sowie sechs Meter hohe Brokolistauden, die den Jahresbedarf an Vitaminen einer Mammutfamilie mühelos zu decken vermochte.

   Das alles stammt aus dem Pleistozän, einer längst versunkenen Welt. Laut dem Internetlexikon Wikipedia beginnt das Pleistozän mit der Magnetischen Polaritäts-Chronozone C2n (Olduvai) und dem Aussterbehorizont der kalkigen Nannoplankton-Art Discoaster brouweri (Basis der Zone CN13). Das ist also rund 1,8 Millionen Jahre her und fällt damit in den Zeitraum, in dem Johannes Heesters seine Karriere startete. Das Pleistozän gilt nicht nur deshalb als das goldene Zeitalter der Erde. Der Sprit war preiswert, auf den Autobahnen drängelten gepanzerte Säugetiere mit Dieselmotoren von bis zu acht Litern Hubraum.



   Über die Riesenmaus Jodephartigasia monesi wissen wir dagegen wenig. Auf früheren Fotos macht sie einen recht friedlichen und verspielten Eindruck. Die Abschätzung des Körpergewichts ergebe einen Mittelwert von 1211 Kilogramm, allerdings mit einem grossen Unsicherheitsbereich von plus/minus 753 Kilogramm, hiess es. Diätforscher bezeichnen das als Jojo-Effekt. Unsere Wissenschaftsredaktion geht davon aus, dass die beim Spielen am Flussufer erhitzten Nager durch ihre Ausdünstungen die erste Klimakatastrophe ausgelöst hatten. Aber warum sind sie ausgestorben? Liessen sie ihr Leben beim Überqueren der neuen Autobahnen? Oder wurden sie das Opfer des ersten Kochtrends, der in jene Zeit fällt? Mit den Rippchen einer Riesenmaus liessen sich schliesslich bis zu 340 Kochsendungen im damals neu etablierten Privatfernsehen bestreiten.

   Wahrscheinlich aber haben sich einige Reisenmäuse nur für einige Millionen Jahre aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, wissend, dass ihre Zeit kommt. Demnächst, wenn der Mensch ausgestorben sein wird, werden sie wieder in die Ruinen unserer Städte vorstossen und mit ihren weichen Nasen die fossilen Überreste menschlicher Wesen ausgraben. Sie werden erstaunt feststellen, dass der Mensch in der Endphase seines Erdendaseins ein adipöses und akulturelles Wesen war, und unsere Epoche als Feistozän klassifizieren. Erstaunt werden sie ihre Nasen aneinanderreiben und sich fragen, wie Menschen mit einem so dicken Bauch und einem so kleinen Hirn so lange überlebten.
 

 

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