Es soll hier mit einer
jahrhundertealten Tradition gebrochen und nicht zurück auf
die Woche, sondern nach vorne geblickt werden. Was bringt das
Jahr 2008, frage sich viele Leser verständlicherweise. Die Frage
ist leicht zu beantworten, denn das kommende Jahr ist redaktionell
längst verplant und vorproduziert. Spannender aber ist ein Ausblick
auf 2009, wo es noch die eine oder andere Unwägbarkeit gibt.
Beim Versuch, diese Lücken zu füllen, stiessen wir auf folgende
Annonce im Internet: Ich bin seit vielen Jahren Kartenlegerin
und möchte auch Dir helfen, positiv ins NEUE JAHR 2008 zu blicken!!!
Dieses Angebot gilt für eine Sitzung am Telefon! Innerhalb Deutschlands
rufe ich dich kostenlos auf deinem D-Festnetz an! Preise: 15
Min. Kartenlegen 15 Euro, 90 Min. Kartenlegen 45 Euro, + Engelkontakt
55 Euro o. Jenseitskontakt 65 Euro, 90 Min. Kartenlegen + Engel-
u. Jenseitskontakt 75 Euro.
Natürlich:
75 Euro sind eine Stange Geld, aber für ein Paket mit Flatrate,
Engel- und Jenseitskontakt?! Da geraten auch erfahrene Journalisten
ins Staunen, denen ja, während sie am Schreibtisch dösen, die
wunderlichsten Dinge in den Sinn kommen. Bei der jüngsten Weihnachtsfeier
in unserer Redaktion beispielsweise tauchte nach esoterischen
Lichtarbeiten, Vernatsch und Trollinger das Bild von Dr. Yves
Schmökel, dem langjährigen Chef der Wissenschaftsredaktion,
in der Küche auf, manche behaupten auch, es sei Johannes Heesters
(siehe Bild) gewesen.

Wir
nahmen also das Angebot jener Annonce an, griffen zum alten
Astral-D-Netz-Telefon und wanderten, ausgerüstet mit Chakren,
Rachquarzen und Achaten, durch das Jenseits, das wir bequem
mit dem Aufzug unseres hochmodernen und zugleich nach Kriterien
fernöstlicher Buchführung ausgelegten Pressezentrums erreichten.
Die
Karten wurden gelegt, doch zunächst geschah nichts. Erst
als die ADAC-Autobahnkarte "Mittleres Ruhrgebiet"
aufgedeckt wurde, erst als wir dort an der Raststätte Essen/Ruhr
einen Bachblütentee tranken, den uns ein Mann servierte, der
aussah wie Hermann Hesse, ging die Reise los. Zehn Euro später
waren wir bereits im Jahr 2009 und trafen die grossen Konstanten
der menschlichen Existenz: Boris Becker und Johann Lafer, gestiegene
Preise, Digitalkameras mit noch mehr Speicher, nicht gehaltene
Versprechungen, verregnete Wochenenden, gebrochene Herzen, Mondamin-Sossenbinder
für dunkle Sossen und nicht zuletzt einen starken Trend zu festverzinzlichen
Anleihen. Als nach 45 Minuten wieder Boris Becker auftauchte,
endete die Session. 75 Euro waren verzehrt.
Mit
diesem Service, lieber Leser, endet unsere Berichterstattung
für das nächste und das übernächste Jahr. In dringenden
Fällen erreichen Sie uns auf dem D-Netz-Telefon im Jenseits.
Ende November 2009 rufen wir auch wieder zurück. |