Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. Dezember 2007)
  
- Baller, Baller-
 

   Falls Sie, lieber Leser, zu den regelmässigen Konsumenten dieser Kolumne gehören, dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass wir - wiewohl wir stets auf Ereignisse der vergangenen Woche zurückschauen - in der Einschätzung der Weltlage meist unserer Zeit voraus sind. Wenden wir uns also heute dem Silvesterfeuerwerk zu.

   Die meisten Deutschen will Forsa in einer im Auftrag der Allianz erstellten Umfrage herausbekommen haben, denken beim Silvesterfeuerwerk als Letztes an den Klimawandel. Das ist, wie wir im Kleingedruckten erfahren, auch vernünftig, da jeder Deutsche bei dem Geballere im Schnitt 25 Gramm CO² freisetzt. Das ist im Vergleich zu den zwölf Tonnen Kohlendioxyd, die er unterm Jahr rausbläst, ein Pups.

   Mal abgesehen davon, dass ich mich frage, wie ein Versicherungskonzern solche Erhebungen gegenüber seiner zahlenden Kundschaft rechtfertigt: Ich fühle mich durch solche Umfrageergebnisse diskriminiert. Selbstverständlich denke ich beim Silvesterfeuerwerk an den Klimawandel. Doch nicht nur das. Wenn über mir der Nachthimmel zu brennen anfängt und sich mein Dezembergehalt in Rauch auflöst, denke ich auch an den Hunger in der Welt, an Aids, an Osama bin Laden, an Johannes B. Kerner - ich würde sogar soweit gehen, dass für mich das Silvesterfeuerwerk die zentrale Betroffenheitsveranstaltung ist, in der mein ganzes Protestpotenzial zum Ausdruck kommt.

   Während ich das ganze Jahr über mit einem Dauerfeuerwerk an guten Ideen versuche, die Welt ein klein wenig zu verbessern, verlasse ich mich an Silvester auf die Aussagekraft von 37-Schuss-Multi-Effekt-Batterien mit Colour-Kometenaufstieg und prächtigem Palmenbukett im Abgang. Glauben SIe nicht, dass das ein Spass ist. Wäre auf der Welt alles im Lot, ich könnte um zwölf in aller Ruhe dem Glockengeläut aus der Glotze lauschen und mir die Ballerei sparen. Aber solange noch eine Träne fliesst, schiesse ich zurück.
 

 

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