Von einem früheren Chef
habe ich gelernt, dass die Welt sich nicht für Journalisten
interessiert, sondern nur für Geschichten, die sie von der Welt
zu berichten haben. Streng genommen bedeutet dies, dass die
Welt sich nur für sich selbst interessiert.
Schade
eigentlich, sonst hätte ich der Welt erzählt, dass ich in der
zurückliegenden Woche mit meinem Fahrrad drei Platten gehabt
habe, einen hinterm Neuen Schloss, einen in Degerloch und einen
am Neckarufer bei Münster. Aber wenn's der Welt schnurzegal
ist, dann behalte ich ich es eben für mich. Ich hätte das nur
deshalb erzählt, um der Welt mitzuteilen, dass gegen Jahresende
bei mir immer die Luft raus ist.
Dabei
gibt es für diese Luftlosigkeit gar keinen Grund, vor allem
nicht nach so einer Woche. Wenn ich diese Woche unter ein Motto
stellen müsste, dann wär's die "Rette-sich-wer-kann-Woche".
Ich glaube, seit der Rettung des Abendlandes durch die Einführung
des Dosenpfands ist nie mehr so viel gerettet worden wie in
der vergangenen, der 50. Kalenderwoche. Man kann sich vor lauter
Rettungen gar nicht mehr retten.
Das
fängt mit dem VFB an, der sich vor einem europäischen Fussballwettbewerb
in SIcherheit gebracht hat und nun vor Gegentoren so gut wie
sicher ist. Dann haben wir, dass heisst das Land Baden-Württemberg,
die Sachsen LB, also die Sachsen, vor einer Pleite gerettet.
Ausserdem hat unser Ministerpräsident sich wegen eines angeblichen
Malorca-Aufenhalts beinah um Kopf und Kragen gerettet. Und vergessen
wir nicht die Vielflieger, die auf Bali das Klima vor dem Untergang
gerettet haben. Wobei ich mich immer frage, ob das Klima tatsächlich
untergehen oder sterben kann. Gut, der Wald kann sterben, zugunsten
einer Wüste beispielsweise. Aber das Klima? Im dümmsten Fall
kommt halt ein anderes.
So, liebe Welt,
da ich nun am Ende der Kolumne angelangt bin, rette ich mich
ins Wochenende. Aber dir, alte Egoistin, ist das ja schnuppe. |