Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (16. Dezember 2007)
  
- Rette sich wer kann -
 

   Von einem früheren Chef habe ich gelernt, dass die Welt sich nicht für Journalisten interessiert, sondern nur für Geschichten, die sie von der Welt zu berichten haben. Streng genommen bedeutet dies, dass die Welt sich nur für sich selbst interessiert.

   Schade eigentlich, sonst hätte ich der Welt erzählt, dass ich in der zurückliegenden Woche mit meinem Fahrrad drei Platten gehabt habe, einen hinterm Neuen Schloss, einen in Degerloch und einen am Neckarufer bei Münster. Aber wenn's der Welt schnurzegal ist, dann behalte ich ich es eben für mich. Ich hätte das nur deshalb erzählt, um der Welt mitzuteilen, dass gegen Jahresende bei mir immer die Luft raus ist.

   Dabei gibt es für diese Luftlosigkeit gar keinen Grund, vor allem nicht nach so einer Woche. Wenn ich diese Woche unter ein Motto stellen müsste, dann wär's die "Rette-sich-wer-kann-Woche". Ich glaube, seit der Rettung des Abendlandes durch die Einführung des Dosenpfands ist nie mehr so viel gerettet worden wie in der vergangenen, der 50. Kalenderwoche. Man kann sich vor lauter Rettungen gar nicht mehr retten.

   Das fängt mit dem VFB an, der sich vor einem europäischen Fussballwettbewerb in SIcherheit gebracht hat und nun vor Gegentoren so gut wie sicher ist. Dann haben wir, dass heisst das Land Baden-Württemberg, die Sachsen LB, also die Sachsen, vor einer Pleite gerettet. Ausserdem hat unser Ministerpräsident sich wegen eines angeblichen Malorca-Aufenhalts beinah um Kopf und Kragen gerettet. Und vergessen wir nicht die Vielflieger, die auf Bali das Klima vor dem Untergang gerettet haben. Wobei ich mich immer frage, ob das Klima tatsächlich untergehen oder sterben kann. Gut, der Wald kann sterben, zugunsten einer Wüste beispielsweise. Aber das Klima? Im dümmsten Fall kommt halt ein anderes.

   So, liebe Welt, da ich nun am Ende der Kolumne angelangt bin, rette ich mich ins Wochenende. Aber dir, alte Egoistin, ist das ja schnuppe.
 

 

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