Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (09. Dezember 2007)
  

   "Lotto-Wahnsinn" titelte in dieser Woche der Zeitschriftenboulevard: "Deutschland träumt vom Super-Jackpot". Es ging alles oder nichts, wie etliche Lottobudenbesitzer zu spüren bekamen: Mehrere dutzend Kioske wurden von rabiaten Glücksspielern, die den Annahmeschluss verpasst hatten, bis auf die Grundmauern niedergerissen. Sie sollen aber bis Weihnachten mit den Erlösen aus einer ARD-Spendengala wieder aufgebaut werden.

   Der Papierpreis stieg wegen des Loto-Fiebers (siehe Bild) auf ein neues Allzeithoch, der Papiermarkt war völlig leergefegt. Jedes noch so kleine Fitzelchen Papier, auf dem sechs hastig hingekritzelte Kreuze und eine Superzahl Platz fanden, wurde von Lotto-Besessenen bei der Annahmestelle eingereicht. Selbst Hausbriefkästen quollen über von Spielscheinen, eingeworfen von verwirrten Menschen, die Zahlen vor sich hin murmelnd durch die Strassen irrten. Wahrsager machten das Geschäft ihres Lebens und konnten darauf verzichten, selbst Lotto zu spielen.



   Nichts mehr in Deutschland ist nach dem Super-Jackpot wie zuvor. Viele Ehen sind in die Brüche gegangen, weil mit den Zahlen von Geburts- und Hochzeittagen gespielt und nicht gewonnen wurde. In Bad Oldesloe setzte noch in der Nacht zum Donnerstag ein 74-jähriger Rentner seine Frau nach 51-jährigen Ehe mit den Worten "Du hast mir immer nur Unglück gebracht!" vor die Türe. Hunderte von Angehörigen mit falschem Geburtsdatum wurden enterbt - angesichts der ausgebliebenen Millionen ein nur theoretischer Verlust.

   Und das alles wegen 43 Millionen Euro. Peanuts, für die ein deutscher Spitzenmanager höchstens fünf Jahre arbeiten muss. Ein Sprecher des Verbands Deutscher Manager mahnt: "Geld alleine macht nicht glücklilch. Man muss auch damit umgehen können." Gleichwohl überlegen einige wohlmeinde Spitzenverdiener, einen Teil ihrer diesjährigen Aktienoptionen am Wochenende in einem Super-Jackpot zu verlosen, statt sie wie branchenüblich in ein Diamantencollier für die Vorstandsassistentin umzuwandeln. Schliesslich ist bald Weihnachten.
 

 

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