Mal ehrlich, lieber Leser:
Gibt es etwas Schöneres, als so richtig im Müll herumzuwühlen,
sich wohllüstig zu besudeln oder andere mit Dreck zu bewerfen?
Heute ist es soweit: Unsere heutige Ausgabe zum Thema Müll berechtigt
dazu, diese Glosse, die normalerweise dem Edlen, Wahren und
Schönen gewidmet ist, bis zum Seitenrand in den Schmutz der
Gosse zu ziehen. Erwarten Sie also im Folgenden allerlei Dreibastigkeiten,
Vulgäritäten und die Ausdünstungen einer verderblichen Fantasie.
Sollten
Kinder in der Nähe sein, schliessen Sie diese Ausgabe nach
der Lektüre bitte in den Glasschrank, wo auch Ihre Kognakflaschen
aufbewahrt werden - genau, da hinten links neben dem Bücherbord.
Sollten Minderjährige dennoch in den Besitz dieser Zeitungsausgabe
kommen, übernehmen wir keinerlei Verantwortung für die Folgen.

Dabei
ist Müll ja nicht gleich Müll. Wer diese Spalte sorgfältig
prüft und durch eine moderne Aufbereitungsmaschine mit Partikelmessfunktion
laufen lässt, wo leichte Präpositionen von schweren Hauptwörtern
getrennt werden, stösst vielleicht auf den einen oder anderen
gebrauchten Nebensatz oder eine schmucke Infinitivskonstruktion,
die sich zu Hause neben dem Fernseher gut machen würde. Und
was wäre die Literatur, die Poesie, die Kunst, wenn sich das
Hehre nicht zum Primitiven gesellen würde? Basiert nicht das
Prinzip grosser Kunstauf der Scheidung von Gut und Böse - also
dem Prinzip der Mülltrennung - und der Emporhebung zum Licht,
also der Wiederverwertung des vermeintlich Minderwertigen? Die
Zeitgeist-Literatur hat dieses Ideal leider aus den Augen verloren
und stochert wenig motiviert in der modernen Abfallbegrifflichkeit
herum. Die poetische Umsetzung von Deponieklassen, Inertabfällen
oder des Zwangsentledigungsprinzips flüssigen Abfalls
darf bis zum heutigen Tag als gescheitert betrachtet werden.
Zu
allem Überfluss müssen sich Autoren auch noch an das Kreislaufwirtschafts-
und Abfallgesetz halten. Deshalb sind auch wir gezwungen,
diese Glosse ordnungsgemäss und schadlos zu entsorgen. Gott
sei Dank handelt es sich um Abfall der Deponieklasse DK 0.
Trennen Sie also diese Spalte mit einem scharfen Küchenmesser
ab und legen Sie im Garten eine mineralische Basisabdichtung
mit Sickerwasserdränagesystem an. Dort lagern Sie die Glosse
und warten, bis sich allerlei Kleinnager darüber hermachen und
der biologischen Zerfallprozess einsetzt.
Wie?
Sie sind das ganze Gerede über Literatur und Müll satt und
wollen, dass endlich die Zusage, hier richtig fetten Unrat zu
servieren, eingehalten wird? Tut uns leid, aber dann müssen
wir für die Entsorgung eine Deponie der Klasse II mit einer
mineralischen Dichtung und einer Kunststoffbahn an der Basis
aufsuchen. Dafür haben wir weder Zeit noch Lust. Suchen Sie
Ihren Müll also bitte woanders. |