Wenn demnächst unversehens
ein mächtig gezwirbelter Schnauzbart hinter Ihrem Briefkasten
auftaucht, lieber Leser, dann könnte es sich um den ersten
indischen Briefträger handeln, der bald durch deutsche Wohnsiedlungen
streifen wird. Die Deutsche Post und due Indische Post wollen
nämlich eng zusammenarbeiten und haben deshalb in Neu-Delhi
während des Besuchs von Bundeskanzlerin Merkel eine Absichtserklärung
unterzeichnet.
Deutschland wird
also demnächst zu einer postindischen Gesellschaft. Das
hat gute Gründe: Durch den Klimawandel entsteht in Mitteleuropa
bald eine subtropische Schwüle, für die der Deutsche auf Grund
seiner schweren Knochen und seiner hellen Haut nicht geeignet
ist. Der Inder dagegen, sehnig und ausdauernd, wird mit seiner
Postrikscha durch die Strassen schaukeln und sich nach Feierabend
in ein schlichtes Taj Mahal mit Ikeamöbeln kuscheln.
Es
hilft nichts, wenn wir uns dagegen auflehnen. Dem Inder gehört
die Zukunft. Er hat das Indernet erfunden, mit dem er die
Welt digital kolonisierte, und stürmt jetzt die Post - die letzte
Bastion unseres einst weltweit gefürchteten öffentlichen Dienstes.
Bollywoodeske Frauen (siehe Bild) werden Einschreiben und Werbedrucksachen
verteilen. Ihre braune Haut, von Tropfen des Monsumregens benetzt,
der bald auf unsere Strassen hinabrauscht, wird wohltuend mit
dem Einheitsgrau deutscer Mehrfamilienhäuser konstrastieren.
Banghra-Popmusik und der Geruch von nach exotischem Müll werden
durch die Strassen wehen. Mit den Postindern schleichen sich
koloniale Traumbilder in die deutsche Behaglichkeit: Dunkle
Dschungelnächte voll seltsam lockender Geräusche, das grelle
Farbenspiel der Saris und der Geruch von Butter Chicken gemischt
mit den Ausdünstungen heiliger Kühe. Die deutschen Hausfrauen
werden wehmütig in die Luft schnuppern und die schneidigen Briefträger
mit einem schelmigen "Salam, Sie schauen aber heute
gut aus, Herr Adriti Singarsaopan" begrüssen.
Um
der Indianisierung nicht unvorbereitet gegenüberzustehen, empfiehlt
es sich, bereits jetzt inderkulturelle Kompetenz zu erwerben.
Kochen Sie doch einfach mal ein leckeres Kamasutra mit Mandalay-Sauce
und dem Extrakt der indischen Sternschildkröte. Buchstabieren
Sie übungshalber Worte wie Bhandyophadyhai vorwärts und
rückwärts und veranstalten Sie Bollywood-Partys, auf denen am
Ende alle Saris zu Schmachtfetzen zerrissen werden und jeder
Drink eschnapur serviert wird. In der kommenden Ausgabe legen
wir wir einen Tandoori zum Ausschneiden bei. Wer herausfindet,
was man damit machen kann, soll sich bei uns melden. Wenn nicht,
gibt's einen Hyderabad! |