Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (30. September 2007)
  

   Diese Woche legten in München mehrere bayerische Spitzenpolitiker lachend die Hand auf ein Modell des Transrapid-Zugs (siehe Bild). Der Zug soll irgendwann die Strecke zum Flughafen raus zurücklegen, und zwar schnell wie fix. Bayerns Ministerpräsident Stoiber erklärte unserer Wissenschaftsredaktion exklusiv, warum das gut ist:



   "Der Transrapid-Zug darf ohne Wenn und Abel als technologischer Panzersprung, will sagen Quantensatz, ja geradezu als Dreisatz der magnetisch gestützten Fortbewegung bezeichnet werden. Wer jetzt in München wohnt und bald Rentner sein wird, also kurz vor dem Tod noch einmal seine Heimatstadt von allen Seiten aus betrachten will, kann jetzt in zehn Minuten vom Sendlinger Tor aus seine Einkäufe machen, sich hinausbeschleunigen lassen ins Grüne, und wird ohne es zu merken schon im Flieger sitzen, während seine Frau noch auf die Schinkenröllchen vom Feinkost-Käfer wartet. Und er wird dann in Rom, am CharldeGol oder halt sonst wo aussteigen, und ist damit wieder ein Stück näher an die bayerischen Städte herangerückt. Und dass bei einer vollkommen bewegungsfreien Geschwindigkeit im doppelten Nanobereich, wie der Wissenschaftler sagt.

   Für diese 37 Kilometer und das darf mit Trug und Recht als Verdienst der bayerischen Landesregierung in die Annalen des Landes hineingefügt werden, ist ein Kostenrahmen von kaum mehr als einer Milliarde Euro beanschlagt worden. Das wären auf den Kilometer gerechnet weniger als zehn Minuten pro hunderttausend Euro im Durchschnitt. Damit rückt Bayern wieder ein Stück näher an die Mitte Europas, also mitten hinein ins Erdinger Ried, dort wo schon die Könige der Wittelsbacher Bayern zu dem gemacht haben, was heute in Brüssel sozusagen mit Füssen getreten wird.

   Sage nun keiner, dass dieser Transrapid-Schnellzug die Gefahren der Globalisierung verstärkt. Nein, meine Damen und Herren, niemand, und das muss betont werden, niemand muss befürchten, dass lichtscheues Gesindel aus dem Osten, Billigkinder aus China oder Bierbrauer aus Holland sich am Automat eine Dauerkarte praktisch ausdrucken lassen und dann lautlos ins Herz Bayerns schweben, um dort unseren Handwerkern die Frauen wegzunehmen! Das wird nicht geschehen, weil der Transrapid nur in eine Richtung fährt. Ich habe alle Bedenken der Betreiber weggewischt und sage im Interesse unseres Landes: Gefahren wird nur nach draussen! Wer rein will, das bestimmen wir! Es geht um ein Zusammenwachsen, aber nicht um eine Zwangsehe. Wenn im englischen Garten grüner Tee statt Bier ausgeschenkt wird, dann hat das mit unserem Leberkäs also unserer Leberwelt, will sagen Lebenswelt nichts zu tun."

   Die weiteren Ausführungen Stoibers zur Bildungs-, Europa-, Verteidigungs-, Frauen-, Familien- und Wirtschaftspolitik sprengen das Fassungsvermögen dieser Spalte. Wir reichen sie in unseren nächsten tausend Ausgaben nach.
 

 

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