Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (08. Juli 2007)
  

  Mummpsch ... Zasgrtsch ... UIUL sulaifhla ... Schwampfl ... So ungefähr sähe es aus, wenn sich dieser Text evolutionär entwickelt hätte. Aus dem anfänglichen Gebrabbel, dem amorphen Wortnebel, der phonetischen Ursuppe hätten sich durch natürliche Auslese die leistungsfähigsten und intelligentesten Sätze herausgebildet. Wer diese Kolumne regelmässig liest, weiss aber, dass die Evolutionstheorie nicht stimmt. Es muss also einen ursprünglichen Schöpfungsakt geben, der durchaus launenhafte und burleske Züge annehmen kann. Damit befinden wir uns auf dem Feld der Kreationisten, die in den USA bereits grossen Einfluss haben. Sie lehnen die Evolutionstheorie ab uund halten eisern an der biblischen Schöpfungslehre fest. In dieser Woche geriet sogar eine hessische Schule in die Kritik, weil ein Religionslehrer gesagt hat, er gebe der Bibel den Vorzug vor der Evolutionstheorie.

   Dabei sind sich die Kreationisten nicht einig: Die einen glauben an einen Schöpfungsakt, der sich über mehrere Milliarden Jahre hingezogen hat, andere an ein singuläres Schöpfungsereignis. Alle aber vermuten ide Existenz eines intelligenten Gestalters. Der habe mit leichter Hand die Alpen, den Zitronenfalter, die Tütensuppe und die Abseitsregelung aus dem Ärmel geschüttelt. Den einen spendierte er schönes Wetter, den anderen mehr Fernsehprogramme. Wieder andere bekamen dicke Autos oder den Kommunismus. Selbst wenn der Gestalter auf eine Mittagspause verzichtet hätte, ist so eine komplette Schöpfung kein Kindergeburtstag. Da kann einem schon was aus den Fingern rutschen. Das erklärt, warum sich der Mensch zurückentwickelt. Er beglotzt tagelang die Selbstentblössung anderer Kreaturen im Fernsehen, isst wieder mit den Händen und grunzt, statt sich zu unterhalten. Kurz: Er ist nicht zu Ende gedacht.


  
   Jeden eingefleischten Kreationisten müsste da die Verzweiflung packen. Warum nur, stöhnen sie, ist der Schöpfungsakt ein irreversibler Vorgang? Ein Fingerschnippen müsste doch genügen, um den US-Präsidenten wieder eine Fleisch fressende Flugechse (siehe Bild) zurückverwandeln oder Herbert Grönemeyer in einen stummen Fisch oder den Politiker Wolfgang Schäuble in Kröte, die dann von den Grünen geschluckt werden kann. Aber nichts passiert. Auch diese Kolumne wird weiter erscheinen, bis irgendwann ein einziger Satz übrigbleibt, in dem sich die Wahrheit über die Schöpfung verdichtet. Das kann aber noch ein paar Milliarden Jahre dauern, weil die Intelligenz ihres Schöpfers begrenzt ist. Da müssen wir einfach durch.

 

 

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