Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (17. Juni 2007)
  

  Europa befindet sich zurzeit im Würgegriff der Kunst: Documentas, Biennalen, Skulpturenparks und nicht zuletzt der Töpfermarkt in Diessen am Ammersee. Kulturredakteure brechen ihr jahrelanges Schweigen und plaudern über Objekte korrrespondierender Authentizität, ästhetische Codes der Körperobsession oder den schrillen Impetus autobiografischer Inszenierungen.

  Unsere Kulturredaktion hat sich auf eine Tour d'Horizon durch die Szene gemacht. Das Resümee sei vorweggenommen: Deutschlands Vorherrschaft in der Kunstszene ist auf Jahre hinaus gesichert. Annedore Merkl, die Grande Dame der deutschen Gegenwartskunst, hat die bekanntesten Spitzenpolitiker der Welt aus Silikon nachgeformt und ihre Verlautbarungen mit einem Gartenhäcksler bis zur Kenntlichkeit verstümmelt. Kostümiert ist sie dabei mit einem Kostüm. Der Buckelwal Herbert Grönsheym, ein Pionier der Toninstallation, wiederum hat seinen charakteristischen Kehlkopf zuu einer Endlosschleife programmiert. Der gutturale und harmoniefremde Gesang hat in Kassel und Rostock bereits zu einem Massensterben von Kleinsäugern geführt.

  F. X. Jung wurde für seine geplante Installation "Ehrenmal" gar zum Ehrenmaler der deutschen Kunst ernannt. Jung arbeitet vorwiegend in Khakitönen, entsendet seine Künstlerwerke in alle Regionen der Welt und lässt sie dort zusammenschiessen. Rekordverdächtig ist auch der aus allen Töpfen des Landes geförderte sächsische Kunstsumpf. In dem Areal verschwanden bereits zahllose Kritiker, Beamte und Geldscheine. Ihre Exhumierung im Zuge eines Happenings wird von der Szene heiss erwartet.


  
  Wenn jemand die deutsche Dominanzstören konnte, waren es die polnischen Kunstzwillinge Lech und Jaroslaw (siehe Bild). Für ihre "Veto-Art" liessen sie sich in höchste Ämter wählen und überzeugen durch ausgeklügelte Massenveranstaltungen. Kunst und Politik verschwimmen zu einer schrillen Pose, die dem Körperhaften und der traditionellen Ästhetik völlig entsagt. Die Zeremonie ihrer Wiederwahl haben sie bereits an mehreren Galerien verkauft. Interviews lehnen sie kategorisch ab. Einer unserer Emissäre wurde, als er sich ihnen näherte, brutal an den Haaren gezogen.


  Diese Spalte ist übrigens der Beitrag unserer Redaktion zur Documenta: Jedes zweite Wort ergibt keinen Sinn und kann beliebig neu installiert werden. Die Kritik jubelt.
 

 

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