Europa befindet sich zurzeit
im Würgegriff der Kunst: Documentas, Biennalen, Skulpturenparks
und nicht zuletzt der Töpfermarkt in Diessen am Ammersee. Kulturredakteure
brechen ihr jahrelanges Schweigen und plaudern über Objekte
korrrespondierender Authentizität, ästhetische Codes der Körperobsession
oder den schrillen Impetus autobiografischer Inszenierungen.
Unsere
Kulturredaktion hat sich auf eine Tour d'Horizon durch die Szene
gemacht. Das Resümee sei vorweggenommen: Deutschlands Vorherrschaft
in der Kunstszene ist auf Jahre hinaus gesichert. Annedore
Merkl, die Grande Dame der deutschen Gegenwartskunst, hat die
bekanntesten Spitzenpolitiker der Welt aus Silikon nachgeformt
und ihre Verlautbarungen mit einem Gartenhäcksler bis zur Kenntlichkeit
verstümmelt. Kostümiert ist sie dabei mit einem Kostüm. Der
Buckelwal Herbert Grönsheym, ein Pionier der Toninstallation,
wiederum hat seinen charakteristischen Kehlkopf zuu einer Endlosschleife
programmiert. Der gutturale und harmoniefremde Gesang hat in
Kassel und Rostock bereits zu einem Massensterben von Kleinsäugern
geführt.
F. X. Jung wurde für seine geplante
Installation "Ehrenmal" gar zum Ehrenmaler der
deutschen Kunst ernannt. Jung arbeitet vorwiegend in Khakitönen,
entsendet seine Künstlerwerke in alle Regionen der Welt und
lässt sie dort zusammenschiessen. Rekordverdächtig ist auch
der aus allen Töpfen des Landes geförderte sächsische Kunstsumpf.
In dem Areal verschwanden bereits zahllose Kritiker, Beamte
und Geldscheine. Ihre Exhumierung im Zuge eines Happenings wird
von der Szene heiss erwartet.
 Wenn
jemand die deutsche Dominanzstören konnte, waren es die polnischen
Kunstzwillinge Lech und Jaroslaw (siehe Bild). Für ihre
"Veto-Art" liessen sie sich in höchste Ämter wählen
und überzeugen durch ausgeklügelte Massenveranstaltungen. Kunst
und Politik verschwimmen zu einer schrillen Pose, die dem Körperhaften
und der traditionellen Ästhetik völlig entsagt. Die Zeremonie
ihrer Wiederwahl haben sie bereits an mehreren Galerien verkauft.
Interviews lehnen sie kategorisch ab. Einer unserer Emissäre
wurde, als er sich ihnen näherte, brutal an den Haaren gezogen.
Diese Spalte ist übrigens
der Beitrag unserer Redaktion zur Documenta: Jedes zweite Wort
ergibt keinen Sinn und kann beliebig neu installiert werden.
Die Kritik jubelt.
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