Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. Mai 2007)
  

  Beim Wort Auspacken dachten Kinder bisher an Geschenke, Staatsanwälte an albanische Kronzeugen und Computerexperten an dicke Dateien. Nach den Enthüllungen dieser Woche wird der Begriff Auspacken für immer mit dem Bild hagerer Männer verbunden sein, die mit den Tränen kämpfend, sackweise schmutzige Wäsche auf den Tisch legen.

  Unsere Wissenschaftsredaktion entpackt in diesem Zusammenhang endlich ihre Untersuchung zum grossen Blutbild der Weltgeschichte. Wie vermutet reicht der Missbrauch leistungssteigernder Mittel zurück bis in das Jahr Null. In sieben Tagen eine ganze Welt zu erschaffen, mit allen Finessen der Flora und Fauna vom Schmetterling bis zum Affenbrotbaum - ohne Doping kaum vorstellbar. Aber der Druck von oben war damals wohl zu gross.

  In der jüngeren Vergangenheit mehrten sich die Verdachtsmomente: Studentenunruhen (Dutschke!), Punk, die "Sesamstrasse", "Miami Vice" und Helmut Kohl - über allen politischen und kulturellen Spitzenleistungen liegt der Schatten des Zweifels. Auch die gesamte Nachkriegsgeschichte ist möglicherweise ungültig. Vieles deutet darauf hin, dass während des Zweiten Weltkriegs Doping im Spiel war. Die unter Stalin tätigen sportlichen Leiter schwiegen allerdings aus Scham oder wurden erschossen. Auch der Führer muss sich vorwerfen lassen, nicht immer mit sauberen Methoden gearbeitet zu haben. Nur die extrem blutarmen siebziger Jahre dürften nach bisherigen Kenntnisstand als sauber gelten.


  
  Es muss an dieser Stelle indes eingeräumt werden, dass viele der erfolgreichen Artikel hier unter dem Einfluss leistungssteigernder Mittel enstanden sind. Kritikern waren die Brillanz und der Faktenreichtum unserer Arbeit schon immer suspekt. Proben ergaben, dass die Blutwerte einiger Kollegen denen von Bjarne Riis während der Tour 1996 glichen, also die Konsistenz von Fertigbeton hatte. Bis vor kurzem war es unmöglich gewesen, diese Praktiken nachzuweisen. Denn im Gegensatz zu den Radprofis, deren Betonfrisuren schon lange verdächtig waren (siehe Bild), blieben die Kollegen äusserlich unverändert.

  Wenn Sie, lieber Leser, auch gedopt haben und Ihren Kindern nicht mehr in die Augen sehen können: Einfach diesen Artikel vorhalten und weiterfrühstücken.
 

 

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