Beim Wort Auspacken dachten Kinder bisher an Geschenke, Staatsanwälte an
albanische Kronzeugen und Computerexperten an dicke Dateien. Nach den
Enthüllungen dieser Woche wird der Begriff Auspacken für immer mit dem
Bild hagerer Männer verbunden sein, die mit den Tränen kämpfend, sackweise
schmutzige Wäsche auf den Tisch legen.
Unsere Wissenschaftsredaktion entpackt in diesem Zusammenhang endlich
ihre Untersuchung zum grossen Blutbild der Weltgeschichte. Wie vermutet
reicht der Missbrauch leistungssteigernder Mittel zurück bis in das Jahr
Null. In sieben Tagen eine ganze Welt zu erschaffen, mit allen Finessen
der Flora und Fauna vom Schmetterling bis zum Affenbrotbaum - ohne Doping
kaum vorstellbar. Aber der Druck von oben war damals wohl zu gross.
In der jüngeren Vergangenheit mehrten sich die Verdachtsmomente:
Studentenunruhen (Dutschke!), Punk, die "Sesamstrasse", "Miami Vice" und
Helmut Kohl - über allen politischen und kulturellen Spitzenleistungen
liegt der Schatten des Zweifels. Auch die gesamte Nachkriegsgeschichte ist
möglicherweise ungültig. Vieles deutet darauf hin, dass während des
Zweiten Weltkriegs Doping im Spiel war. Die unter Stalin tätigen
sportlichen Leiter schwiegen allerdings aus Scham oder wurden erschossen.
Auch der Führer muss sich vorwerfen lassen, nicht immer mit sauberen
Methoden gearbeitet zu haben. Nur die extrem blutarmen siebziger Jahre
dürften nach bisherigen Kenntnisstand als sauber gelten.
 Es muss an dieser Stelle indes eingeräumt werden, dass viele der
erfolgreichen Artikel hier unter dem Einfluss leistungssteigernder Mittel
enstanden sind. Kritikern waren die Brillanz und der Faktenreichtum
unserer Arbeit schon immer suspekt. Proben ergaben, dass die Blutwerte
einiger Kollegen denen von Bjarne Riis während der Tour 1996 glichen, also
die Konsistenz von Fertigbeton hatte. Bis vor kurzem war es unmöglich
gewesen, diese Praktiken nachzuweisen. Denn im Gegensatz zu den Radprofis,
deren Betonfrisuren schon lange verdächtig waren (siehe Bild), blieben die
Kollegen äusserlich unverändert.
Wenn Sie, lieber Leser, auch gedopt haben und Ihren Kindern nicht mehr
in die Augen sehen können: Einfach diesen Artikel vorhalten und
weiterfrühstücken. |