Endlich beendet die Politik den Eiertanz um fehlende Krippenplätze - das
Problem löst sich zur Weihnachtszeit in vielen deutschen Wohnstuben
ohnehin von selbst - um Gnadenerlasse für Raucher und Rechtsüberholer oder
um den Bekanntheitsgrad des SPD-Obersten Knut Beck. Sie wendet sich einem
Thema zu, das die Mehrheit der Bevölkerung am eigenen Leib spürt:
Deutschland ist zu fett.
Längst ist unser Land aus dem nach Arbeit und Aufschwung riechenden
Blaumann der alten Bundesrepublik herausgewachsen. Der Fortsatz in Form
der ehemaligen DDR, den sich Deutschland dabei angefressen hat, gilt unter
Gesundheitsexperten als bedenklich: In geheimen Vorratskammern der Stasi
werden noch Altlasten in Form von mehreren 100 000 Tonnen Goldbroiler,
Bratwurst und Soljanka vermutet. Politikwissenschaftler befürchten, dass
Deutschland bald sogar die Grenzen von 1937 nicht mehr passen könnten.
Auch die Hauptstadt liegt uns schwer im Magen. Das Altfett aus
Dönerbuden, Thai-Imbissen und Bulettenbratereien, in welchen die zuvor in
märkischem Sand gewäzten Berliner herausgebacken werden, gilt als absolut
unverdaulich, Ekel und Krebs erregend. Hoffnung für Berlin macht
allenfalls, dass immer mehr Menschen von Hartz IV leben und auf die
Versorgung aus Suppenküchen angewiesen sind. Dort wird noch gesunde Kost
serviert, deren kleine Portionen automatisch zu einer
Bevölkerungsverschlankung beitragen. Berlins regierender Feinschmecker
Klaus Wowereit erwägt zudem, für alle Sozialhilfeempfänger einmal
wöchentlich Kohlsuppe anzuordnen - wegen ihrer gesundheitsfördernden
Wirkung.
 Derweil streiten sich Historiker, ob die deutsche Geschichte in Teilen
neu geschrieben werden muss, wenn die Bundesregierung der Volksverfettung
zu Leibe rückt. Ist die deutsche Wiedervereinigung ungültig, weil
Altkanzler Helmut Kohl zum Zeitpunkt der Zwei-plus-vier-Gespräche 113 Kilo
Übergwicht hatte? Teile der SPD neigen dieser Ansicht zu. Ist mit dem
Tilgen des praktizierenden Eisbeinfreunds Ludwig Erhard (siehe Bild) aus
den Geschichtsbüchern zugleich auch der Abschied von der sozialen
Marktwirtschaft verbunden? In katholischen Zirkeln der CDU formiert sich
Widerstand. Auf die grosse Koalition kommen schwere Stürme zu. |