 Bei der Bewältigung der Nazivergangenheit sind wir in den vergangenen
Tagen ja wieder ein Stück vorangekommen. Dennoch bleiben Fragen - vor
allem zur Rolle des Führers in der NS-Zeit.
Unsere Fachredaktion "Zeitgeschichte" kommt in einem Gutachten zu dem
Schluss, dass die Geschichte zwar nicht umgeschrieben, so doch neu
gedeutet werden muss. Berücksichtigt man nämlich die bedrückenden
materiellen Umstände, in denen der Führer aufwuchs, seinen nachhaltigen
Verzicht auf Fleisch, berücksichtigt man ausserdem seinen Widerwillen
gegenüber planlosen Ausschreitungen und Einzelaktionen, berücksichtigt man
ausserdem seinen oft freundlich-jovialen Umgang mit Untergebenen (der
Sekretärin Traudl Junge habe er mitunter Kaffee gebracht) und seinen
Widerwillen gegenüber parasitären Renegaten vom Schlage Ernst Röhm,
berücksichtigt man seine zunehmende innere Distanz zum Regime und die von
ihm mit entworfene Taktik des Blitzkriegs, die ja darauf abzielte, alle
Feldzüge ohne übermässiges Blutvergiessen schnell zu beenden,
berücksichtigt man ferner die schlechten Nachrichtenverbindungen, die es
ihm unmöglich machten, ständig über alle Vorgänge im Bilde zu sein,
berücksichtigt man ausserdem die Tatsache, dass auch andere, sozial und
kulturell fest verwurzelte Menschen nicht die Kraft zum offenen Widerstand
hatten, dann gibt es nur eine Schlussfolgerung:
Der Führer war in letzter Konsequenz ein Gegner des NS-Regimes. (PS.: Das Bild hat damit natürlich nichts
zu tun) |