Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. Februar 2007)
  

  Donnerstag, kurz vor Mitternacht: Zwei ältere Herren in Lodenmänteln betreten die Tiefgarage der CSU-Zentrale in München (siehe Bild). Sie sehen sich nervös um.

  "So, hier unsere Vorschläge", sagt einer der Lodenmäntel und entfaltet mehrere Dossiers. "Da, auf dem Kofferraum meines Dienstwagens können wir uns qalles ansehen - alle Familienmodelle, die unsere Experten in den vergangenen Wochen entwickelt haben." - "Donnerwetter", entfährt es dem anderen. "Was meinst du?" - "Dein Dienstwagen ist ja ein echtes Geschoss." - "340 PS, mein Lieber, helles Leder, dunkle Scheiben. Und die Kinder bleiben draussen." - Das wäre genau mein Familienmodell", grinst der andere. "Wenn die Bildungszugänge für unsere Frauen so leicht zu blockieren wären wie elektrische Fensterheber, wären wir schon einen Schritt weiter." Beide lachen heiser.


  
  "Jetzt aber ernsthaft. Diese niedersächsische Frauenrechtlerin hat uns in Zugzwang gebracht. Kinderkrippen, überall! Ich hab' das mal gesehen, in so einem Defa-Film. Da sitzen die Kinder zu dutzenden in einer Reihe und müssen auf Kommando scheiss ..." - "Still! Da kommt jemand." - "Der Söder! War gestern wieder bei der Frauenunion, um sich anzubiedern. Widerlich." - "Neulich hab' ich ihn beobachtet, wie er seinen Kindern Butterbrote schmierte." - "Und die Frau? Wo war die?" - "Keine Ahnung, hat sich wahrscheinlich geschminkt odersonst wie verwirklicht." Der zweite Lodenmantel schüttelt den Kopf. "Und am Ende badet's der Steuerzahler aus, wenn wir mehr Geld für Jugendgefängnisse ausgeben müssen."

  "Jedenfalls sollten wir vorsichtig sein. Wenn wir zu robust auftreten, haut uns das diese Ministerin mit den sieben Kinder um die Ohren." - "Wer hat die eigentlich ins Kabinett geholt?", stöhnt Lodenmantel zwei. "Wenn ich schon dieses ewige Lächeln sehe. Das kann einen ja wahnsinnig machen. Trinken tut sie auch nix."

  "Aber sieben Kinder, mein Lieber, die machen sie unantastbar." - "Na ja, wenn ich den ganzen Pfaffenwinkel absuchen würde, käme ich auch auf ein halbes Dutzend." Gelächter. "Jetzt zum offiziellen Wortlaut: ... begrüsst die CSU die Initiative der Familienministerin ... befürchtet eine Diffamierung der stillenden, sorgenden Mutter ... Kinder als Opfer ideologischer Familienprogramme ..." - "Sehr gut. Weiter liest eh niemand. Ich muss los, meine Kinder abholen." - "Wollte ich neulich auch, hat aber nicht geklappt." - "Termine?" - "Nein, aber ich hab' sie im Kindergarten nicht gefunden. Die sahen ja alle praktisch gleich aus."
 

 

Zurück