Der sogenannte Fall Kurnaz hat vergangene Woche die Gemüter erhitzt. Sie
erinnern sich, jener auffallend behaarte Mensch, von dem der Bergsteiger
Reinhold Messner meint, ihm schon einmal begegnet zu sein. Er weiss nur
nicht mehr genau, wann und wo. Vom Fall Kurnaz wird vor allem in
Erinnerung bleiben, dass sämtliche Fotografien, auf denen er zu sehen ist,
ihn vor einem Migrationshintergrund zeigen.
"Ja sakradi und Supplement. An dieser Sache müssen wir dran bleiben", gab
der braun gebrannte Kanaren-Korrepondent am vergangenen Dienstag die
Richtung der wöchentlichen Themenkonferenz vor. Auf Grund der Brisanz der
Ereignisse hatte sich unsere 110-köpfige Redaktion fast vollständig
eingefunden. "Ja genau", nölte der Kollege, dessen Themenvorschläge fast
immer abgeschmettert werden, "mehr Sexthemen im Blatt." - "Sex?!",
herrschte ihn der Chefredakteur an, "nicht in meiner Zeitung! Ich will ein
komplettes Dossier über Migration. Und Service, Service, Service!"
Kaum drei Tage später machte sich das Ressort "Computer" ans Werk und hat
für unsere Leser eine CD mit einem Migrationshintergrund als
Bildschirmschoner gebrannt. Die CD liegt dieser Ausgabe bei. Die
Kollegeninnen vom Ressort "Heim und Familie" bereiten derweil ein grosses
Ratgeber-Extra vor, das keine Frage zum delikaten Thema "Was tun bei
Migrationsproblemen?" unbeantwortet lassen soll. Unsere sehr verehrten
Leserinnen seien an dieser Stelle bereits vorab beruhigt: Eine
regelmässige Migration gehört zum ganz selbstverständlichen Leben einer
Frau und stellt keinerlei Anlass zur Besorgnis dar.

Parallel hierzu wird unsere renommierte Wissenschaftsredaktion anhand
historischer Beispiele Lösungswege aus der Migrationsproblematik
aufzeigen. Immerhin migrierten schon vor Jahrhunderten Goten und Vandalen
(Siehe Bild), Sueben und Langobarden, Schweizer Franken und polnische
Sloty freizügig durch Europa, ohne dass überliefert worden wäre,
nachfolgende Generationen hätten auf Grund einer verfehlten
Integrationspolitik in den Aufnahmestaaten Autos in Brand gesteckt,
Flugzeuge zum Absturz gebracht oder Gewaltbotschaften aus dem Internet
downgeloadet. Ganz zweifelsfrei gab es bereits in der Frühzeit der
Wanderungsbewegungen bessere Berufsaussichten für integrationswillige
Jugendliche mit Migrationshintergrund als erniedrigende Auftritte in
Castingsshows oder Minijops in Verkaufsstellen für Mobiltelefone.
Bei plötzlich auftretenden Migrationsattacken empfehlen Experten das
Auflegen von kalten Komtessen. |