Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. Dezember 2006)
  

  Die Weihnachtszeit ist die hohe Zeit des Schubers. Der Schuber ist laut Lexikon eine fünfseitig geschlossene Schutzhülle, in der passgenau ein oder mehrere Bücher oder digitale Medien aufbewahrt werden. In einen Schuber aus Elefantenhaut, wie er an Weihnachten gerne verschenkt wird, passen beispielsweise die Einspielung aller Haydn-Sinfonien des bulgarischen Nationalorchesters (432 CDs), die nicht gehaltenen Reden des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog (34 Bände), die Panzertypen der Wehrmacht (zwölf Schützengräben), 32 Kochbücher von Jamie Oliver (14 Backröhren), eine Chronik aller Giftmorde im Auftrag des russischen Geheimdienstes (678 Kanülen), vier Päckchen edle Dessous samt einer Fachverkäuferin oder ein Einfamilienhaus mit Doppelgarage. In Kriegs- und Hungerzeiten dient der Schuber als Rückzugs- und Schutzraum für Kleinfamilien, im Sommer werden Gartengeräte darin aufbewahrt.



  Für eine Skandalchronik der Europäischen Union bedarf es indes keines Schubers. Mit dieser eleganten Überleitung sind wir beim zweiten wichtigen Thema der Woche: Den Ausschweifungen unseres EU-Kommissars Günter Verheugen, der beim Nacktbaden in einem Meer aus Ergänzungsrichtlinien und Verbraucherschutzverordnungen beobachtet wurde. Böse Zungen führen den verbitterten Zug um die Mundwinkel des lebenfrohen Pfälzer (siehe Bild) auf die unglückliche Affäre mit einer Gesichtschirurgin zurück, die sich für die Demütigung mit einer Überdosis Botox rächte. Andere nehmen ihm seine Vorliebe für Rollkragenpullover aus feinsten Polymeren und teuren Barroso-Rotwein übel. Verheugens Gesichtsverlust hat Folgen: Der Übergang von der Lissabon-Strategie, deren Ziel wir vergessen haben, zur Aufnahme Kasachstans und Kirgisiens in die EU (Projekt "Bischkek Plus") ist gefährdet. Dabei wäre dieser Schritt dringend nötig, damit endlich genügend EU-Staaten für einen repräsentativen Schuber gibt.
  

 

Zurück