Unternehmen
sind wie grosse Familien oder kleine Staaten: Voll mit Menschen,
die sich hassen, einander den Erfolg neiden, beim Chef anschwärzen,
sexuell belästigen und nebenher so einiges beiseite schaffen.
Mittlerweile sind aber die meisten Konzerne grösser als die
Staaten, mit denen sie Geschäfte machen. Der Siemens-Konzern
hat sich rasch auf diese neuen Verhältnisse eingestellt.
Manager
wie Klaus Keingeld (siehe Bild) haben erkannt, dass es rückwärtsgewandt
ist, blindlings Produkte unter hohem personellem und technischem
Aufwand herzustellen. Schliesslich weiss kein Mensch, ob das
Zeug hinterher auch gekauft wird. Jetzt gilt: Für jedes Produkt
muss es einen sicheren Abnehmer geben.
Diese
wenigen Kunden müssen intensiv betreut werden. So verlassen
tagtäglich lange Karawanen mit Gold, Geschmeide, Gewürzen, Waffen
und Frauen die Siemens-Zentrale. Sie werden in afrikanischen
oder zentralasiatischen Zwergstaaten vor die Füsse örtlicher
Potentaten gelegt. Im interkulturellen Güteraustausch zählen
dabei kleine menschliche Gesten oft mehr als technische
Daten. Eine Handyproduktion einfach abstossen kann jeder. Sie
aber in mehrere Tonnen Geschenkpapier einzupacken und mit einem
netten Anschreiben zu versehen, (Lieber Ben ... dein Klaus)
macht den Unterschied. Ben hat damals übrigens mindestens drei
Ultraschall-Diagnosegeräte gekauft.

Mittlerweile
befinden sich in den Regierungspalästen der Empfängerstaaten
Magnetresonanzgeräte, sanft laufende Schiffsmotoren und Klimaanlagen.
Die meisten Nutztiere lassen sich einmal im Jahr mit einem Siemens-Lithoskop
urologisch untersuchen.
Doch der internationale
Markt verlangt ständig neue Produkte: Kernspintomografen,
die geländegängig wie schussfest sind, Schaltmodule, mit denen
sowohl Aufzugtüren betätigt als auch Dissidenten hingerichtet
werden können, Hörgeräte, die andere Hörgeräte abhören können,
panzersichere Schnellzüge mit kleiner Spurbreite.
Der
Trend zum Begleitgeschenk droht den Konzern allerdings
auszusaugen. So kostete die Weihnachtsfeier eines afrikanischen
Milizenchefs rund 200 Millionen Euro. Da dieser danach erschossen
wurde, konnte er die Belege nicht mehr gegenzeichnen. Und Siemens-Chef
Kleingeld erkannte erst in dem Moment die Bedrohung, als auch
seine Sekretärin als Geschenk abtransportiert wurde. |