Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (12. November 2006)
  

  Die letzten Tage standen im Zeichen eines dramatischen Kampfes. Der Mediasex-Konzern des italienischen Chansonsängers Silvio Berlusconi (siehe Bild) wollte die Pro Sieben / Sat 1-Gruppe übernehmen und scheiterte. Unsere Kulturredaktion zeichnete die wichtigsten Szenen des Vertragspokers noch einmal nach:

  Die vier elegant gekleideten italienischen Mediasex-Unterhändler rauchen nervös. Ihre Handys zirpen unentwegt gängige Opernmelodien. Auf einer Videoleinwand bohrt der zugeschaltete Berlusconi in der Nase, betrachtet nachdenklich den Gegenstand seiner Ausgrabungen und schleudert ihn weg.



  
"Nein, nein, nein!", herrscht Pro-Sieben-Unterhändler William van Porsch die Italiener an. "Kommt mir nicht mit diesem Kulturscheiss." - "Aber Dottore, wir haben ein genaues Konzept für den neuen Sender ausgearbeitet: Themenabende, beispielsweise: Orgasmus und Mittelstand, eine Dokumentation von Michelle Hunziker, dann eine Doku-Sendung, in der sich Stars als Prostituierte verkleiden, Michelle Hunziker könnte da mit verdecktem Mikrofon ..." - "Zu anspruchsvoll", winkt van Porsch ab. Die Italiener: "Wie wär's mit einer Talkshow, in der Gäste aus der Unterschicht über ihre schmutzigsten Fantasien offen reden, Gesprächsleitung hat Michelle ..." - "Quatsch! Viel zu kopflastig", dröhnt van Porsch. "Euch intellektuellen Wurstköpfen gebe ich mein schönes Idiotenfernsehen nicht."

  Die Italiener schauen verzweifelt zur Videoleinwand: "Cavaliere, sagen Sie doch was!" Berlusconis Zeigefinger verharrt in der Nase. Er beginnt zu singen: "Lasciatemi cantare con la chitarra in mano. Lasciatemi cantare, sono un italiano." Van Porsch hält verwirrt inne. "Wer ist dieser ölige Typ. Kommt der bei euch öfter in der Glotze. Singen kann er ja. Hab' ich während meiner Studienzeit auch gemacht." Hebt an: "Ich hab' drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär." Die Italiener packen Fotos mit Michelle Hunziker in eindeutigen Positionen aus. "Professore, wir können die Talkshow auch weglassen und eine Art Sex-Ratespiel mit Michelle ..." Van Porsch beachtet sie nicht. "Herrgott das waren Zeiten." Singt:" Ich kenn ein Girl am Zuckerhut." Aus dem Fernsehschirm kommt ein gelles Lachen. Berlusconi kriecht aus der Bildröhre, steht plötzlich im Raum und singt: "Non succederà più." Die Italiener wwerfen rosafarbene Unterwäsche auf den Tisch. "Gewinnspiele, Chef! Gewinnspiele, wo Stars wie beispielsweise Michelle ihre Höschen versteigern." Van Porsch grölt: "Ich will der Knopf an deiner Bluse sein." Berlusconi kontert: "Non voglio cioccolat, isch will lieber einen Mann." Der Rest der Verkaufsverhandlungen geht im Getöse unter.
 

 

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