Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (08. Oktober 2006)
  

  Fritz Fuchs - klasse Name, wichtige Mission. In der ZDF-Kindersendung "Löwenzahn" zieht Fritz Fuchs heute um 10.15 Uhr in den alten Bauwagen von Peter Lustig. Peter Lustig hiess wirklich so, während Fritz Fuchs eigentlich Guido Hammesfhr heisst. Hammesfahr tritt ein schweres Erbe an, denn freundliche und findige Peter Lustig hat seinen kleinen und grossen Zuschauern 25 Jahre lang geduldig die Welt erklärt. Wer "Löwenzahn" sah, kapierte ein bisschen mehr.

  Um eines hat sich der nette Mann in der Latzhose allerdings immer herumgemogelt, hat es seinem Nachfolger überlassen: Die Gesundheitsreform. Fritz Fuchs, übernehmen Sie - BITTE! Gesundheitsfond, Morbiditätsorientierung, Überforderungsschutzklausel - okay, wir wissen selbst, dass die Gesetze der Thermodynamik oder die Ampelschaltung einer Grossstadt einfacher zu erklären sind als die so genannten Reformpläne der Koalition, aber versuchen könnten Sie's doch.

  Damit wir Kassenpatienten endlich verstehen, warum wir Jahr für Jahr tausende Euro einzahlen, aber weder eine Brille bekommen noch eine Krone für den Backenzahn, was Igel-Leistungen sind und warum die Kassen uns Fitnesskurse im Ausland bezahlen. Warum wir immer mehr zahlen, während gleichzeitig immer weniger drin ist. Wenn wir das verstehen, können wir derart um die Ecke denken, dass wir endlich eine erfolgreiche Karriere als Optionsscheinhändler an der Börse oder Pokerspieler im Internetcasino starten können. Die Welt stünde uns offen!


  Lieber aber möchten wir ins Zentrum der Macht und der Pharmaindustrie beitreten. Als Firmeninhaber, Chemiker oder Pharmareferent, denn Deutschland ist ein Pharma-Paradies. Jungen Menschen muss man raten: Entwickelt Medikamente, werdet reich!

  Irgendwann, sagen wir: In 150 Jahren, wird unsere Nachfahren die Gesundheitsreform so erheitern wie uns damals das zaristische Russland. Wie lachen wir doch über den bedrückenden bürokratischen Irrsinn und die kaltherzige Ehrenkäsigkeit, die Nikolaj Gogol in "Die Nase", "Der Revisor" und "Die toten Seelen" schildert. Die Pharmaunternehmer - der neue Adel. Die Sacharbeiter der Krankenkassen - der neue Beamtenstand. Der Versicherte - der neue leibeigene Bauer. Gorgols Buchtitel könnte bleiben.



  Unsere Nachfahren werden lachen über eine Zeit, in der alle immer mehr einzahlten und alles immer weniger wurde und sich niemand dagegen wehrte. Und sie werden staunen über die Gesundheitsministerin mit dem heiteren Karnevalsjargon und sich fragen: War das wirklich ein Ausschnitt aus der "Tagesschau" oder nicht doch der Kabarettist Matthias Richling als Ulla Schmidt (siehe Bild)? Die beiden sind kaum noch auseinanderzuhalten. Wobei es Verdienstvolleres gibt, als auf Ulla Schmidt herumzuhacken. Wer möchte schon Gesundheitsministerin sein? Lieber Produzent überflüssiger Arzneimittel. Oder Fitnessberater für gestresste Angestellte. Oder Fettabsauger. Oder Siemens-Chef. Geld ohne Ende, auch ohne Lotto-Glück.

  Ach, das könnte Fritz Fuchs uns alles mal erläutern. Wie unwahrscheinlich so ein Lottogewinn ist und warum trotzdem Millionen Menschen wie besessen Kreuzchen machen. Dass dieses aber mit der bösen Spielsucht angeblich gar nichts zu tun hat, die ja vornehmlich bei den Kunden privater Sportwetten-Anbieter ausbricht. Fritz Fuchs - übernehmen Sie!

 

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