Deutschland
setzt sich ab. Nach dem Skandal um die Berliner Inszenierung
der Mozart-Oper "Idomeneo" stehen immer mehr etablierte
Kulturveranstaltungen auf dem Prüfstand. So auch das bereits
legendäre Blockflötenkonzert der Klasse 4 b der Fröbelinggrundschule.
Die Aufführung wurde kurzfristig abgesagt. Die Rektorin
fürchtete ungehaltene Reaktionen der Eltern, weil die sehr ambitionierte
Inszenierung (siehe Bild) unter Leitung der Kunst- und Gymnastiklehrerin
Margot M. die Blockflöte in einem grellen neorealistisch-historischen
Kontext stellt. "Zu viel Blut", so die Meinung der
Eltern, während die Kritik ein "schablonenhaftes pseudonaturalistisches
Regiekonzept" geisselte, dass der Blockflöte als Herz abendländischer
Musikkultur in keiner Weise gerecht werde.
In
der Redaktion gab es eine hitzige Debatte darüber, ob die
Rektorin nicht überreagiert habe und auf diesem Posten schlicht
überfordert sei. Ein Blockflötenkonzert sein nun wirklich nicht
mit der in Berlin abgesetzten Opernaufführung zu vergleichen.
Auch einige erboste Eltern riefen bei unserer Redaktion an.
Sie hatten mit der unerwarteten Konzertabsage die wochenlangen
Bemühungen ihrer Kleinen um ein harmonisches Blockflötenspiel
völlig umsonst ertragen und forderten eine Reaktion der Kulturbehörden.

Unsere
Feuilletonredaktion zeigte sich in dieser Frage gespalten. Plädierten
die einen für das Recht der Kunst auf Zertrümmerung traditioneller
Werte und überkommener Kunstdogmen, forderten die anderen eine
Rückkehr zum Wahren, Schönen, Guten. Dass im Zuge der Debatte
der eine oder andere Stuhl auf dem Kopf des Debattengegners
zertrümmert wurde, zeigt die Leidenschaft der Diskutanten. Auch
die gemeinsame Nahrungsaufnahme in der Kantine dämpfte nicht
die Aufregung. Der Souchef hatte das Mittagessen fünf vor
zwölf abgesagt. Beim Probieren der braunen Sosse hatte es
ihn unter schweren Koliken umgeworfen. Das Essen wurde vom
Spielplan abgesetzt.
Am Abend passierte,
was aufmerksame Medienbeobachter schon lange erwartet hatten:
Auch die "Tagesthemen" wurden abgesetzt. Die
Verantwortlichen wollten das Theater um die Gesundheitsreform
nicht länger senden. Kassenmitglieder hatten gedroht, mit unnötig
verschriebenen Pillen das Trinkwasser zu verseuchen. Viele Kulturschaffende
flüchteten sich daraufhin ins Private. Und ins Bett. Sie mussten
sich allerdings von den überraschten Ehefrauen sagen lassen,
dass einschlägige Aktivitäten schon seit geraumer Zeit abgesetzt
worden seien. |