Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. August 2006)
  

  Mit dem Begriff Pool (siehe Bild) verbinden die meisten das sorglose Dösen, das Klatschen von Sonnencreme auf menschlichem Fett, eine mit Alkohol erzeugte Benommenheit. Zum Pool gehören ferner zwingend: Palmen, Körper, Insekten und eine gewisse Neigung zum erotischen Spiel.

  Kein Wunder, dass die Politik seit Jahren einen Gesundheitspool fordert. Nachdem in den vergangenen Monaten die nötigen Erdarbeiten beendet und die Zuleitungen gelegt wurden, konnte das riesige Bassin jetzt unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung eröffnet werden. Am Pool sitzen Lobbyisten und Ärzte, Politiker und Funktionäre. Ein Lachen, Scherzen, ein Gequietsche und Geschnäbel erfüllt die Luft. Man hat sich die Erholung wirklich verdient. Die leichte Reformbrise aus der Politik wird von allen als wohltuend empfunden. Nur weit draussen in der prallen Sonne liegen einige Patienten, die bereits unter Hitzepickeln und allgemeiner Dehydration leiden. Ihre Hilferufe werden überhört, weil der Pianist an der Poolbar gerade einige Schlager der 20er Jahre spielt.



  Auch wir waren zur Eröffnung des Gesundheitspool eingeladen. Unsere Wissenschaftsredaktion nutzte die Gelegenheit, mit ihrer alten Tauchglocke bis zum Grund des Pools vorzudringen. Uns erreichten faszinierende Eindrücke: Korallen aus Aspirintabletten und Blutdrucksenkern leuchteten vielfarbig. Ausrangierte Kernspintografen, Hautlaser und Röntgengeräte faulen vor sich hin. Die eine und andere krankengymnastische Praxis schwimmt vorbei. Tumormarker flitzen wie Raubfische durchs Wasser. Die Trümmer früherer Gesundheitsreformen sind deutlich zu sehen. Auch der riesige Geldspeicher der kassenärztlichen Vereinigung schält sich aus dem Dunkel. Bei den Schwebeteilchen muss es sich um Reste von Kassenpatienten handeln.

  Es ist eine faszinierende, wundersame Welt, in der sich Lobbyisten und Funktionäre wie Fische im Wasser bewegen. Und das Schönste: Das Biosystem des Gesundheitspool kann nach neuesten Untersuchungen nie kippen, weil stets frische Mittel zufliessen.

  Aus gegebenen Anlass verlosen wir drei Karten für jeweils zwei Stunden am Gesundheitspool. Nennen Sie uns einige der wichtigsten Gesundheitsminister der vergangenen zehn Jahre und die ungefähre Gültigkeitsdauer der vergangenen 22 Gesundheitsreformen. Bilden Sie die Quersumme und multiplizieren Sie diese mit der Anzahl der Anti-Cholesterintabletten in Ihrem Arzneischrank. Oder lassen Sie es bleiben.

 

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