Schweissperlen
rollen über seinen Nasenrücken, plumpsen mit kurzem Zischen
ins brutzelnde Schweinefett. George W. dreht den Metallspiess
über dem Grillfeuer ein kleines Stück weiter. Sorgfältig
bepinselt der grauhaarige Mann in gebückter Haltung den Schweinebauch
mit einer bräunlich-pampigen Barbecuesauce. Sein eigenes Rezept,
übrigens. Die Schwarte beginnt knusprig zu werden. George W.
wischt sich die fettigen Finger an seiner Jeans ab, stoppt anschliessend
den Schweissfluss auf seiner Nase.
Ein leichter
Wind weht die Rauchschwaden Richtung Ostsee. Mit dem Rauch steigen
Erinnerungen in ihm auf - an Zeiten, die für ihn wahrlich besser
waren. Nach 9/11 war das, oder nach dem 11. September, wie
die Krauts dazu sagen. Danach hat George W. den Spiess umgedreht.
Sein Feuereifer war weltweit gefürchtet und bewundert worden.
Auch das alte Europa hätte er damals niedergemacht, wenn
man ihn nur gelassen hätte. Zumindest moralisch. F ... old
Schroeder.
George W. richtet sich mühsam
auf, holt ein scharfes Fleischmesser aus dem Halfter, der an
seiner Hüfte baumelt. Mit leicht säbelnden Bewegungen schneidet
er ein Stück aus dem Haxen. Die Kruste schön dunkel, darunter
rosiges Fleisch. Perfekt! Wie oft hat er in Camp David,
auf seiner Sommerranch, Grillabende gegeben, Dabei hat er die
Kunst des Barbecue perfektioniert. Vieleicht, gibt er sich selbst
zu bedenken, hätte er auch etwas mehr Zeit in seinem Oval
Office verbringen sollen.

Well,
was nicht zu ändern ist, ist nicht zu ändern. George W. hat
dann aus der Not eine Tugend gemacht und mit Unterstützung seines
Vaters einen weltweit agiernden Barbecue-Service gegründet.
In Trinwillershagen ist er heute. Soll irgendwo in Europa
liegen - oder schon in Russland, keine Ahnung. Zuerst dachte
George W., er hätte einen Grilleinsatz auf einem Armeestützpunkt,
der seine Kantine McPomm nennt. Nun ist er eben in Mecklenburg-Vorpommern
gelandet (zum Glück hat man ihm seinen Lieblingshubschrauber
gelassen) und legt irgendwelchen Bürgern von Trinwillershagen
(siehe Bild) Fleischstücke auf den Teller. Behände jongliert
er die Ketchupflasche und spritzt einen roten Klecks daneben.
Der Bürger und der Barbecue-Profi lächeln sich zufrieden
an.
George W. ist in seinem neuen Job
gutmütig geworden. Seiner Freundin Angie, die ihm den Auftrag
hier verschafft hat, hat er richtig fett Rabatt gegeben.
Zwölf Millionen Euro soll das Grillfest mit allem Drum und Dran
trotzdem gekostet haben. George W. ist gut im Geschäft. Er
drängelt zum Aufbruch, kaum dass er das letzte Schweinefleischfetzelchen
vom Spiess gekratzt hat.
Wladimir, der
Putin, nicht unbedingt ein guter Kumpel, gibt am Sonntag eine
Riesenparty in St. Petersburg. Der Auftrag bringt noch mehr
Kohle als der in Trinwillershagen. Früher hätte George W. dieses
sibirische Zeug nie angerührt, geschweige auf seinem amerikanischen
Barbecue-Grill gelegt. George W. wird sich Lederstiefel anziehen
und die Pelzmütze aufziehen. So steht's im Vertrag. Nein, russische
Lieder wird er nicht singen. Er hat nach wie vor seinen Stolz. |