Dinge, so oder so

 

Die Dinge der WM (18. Juni 2006)
  

  Der Sportjournalist Hubert G. macht sich nichts mehr vor. Sein öffentliches Ansehen ist mies, kaum besser als das von Inkassospezialisten, Wirten oder Politikern. Und unter den Schreibern rangiert der Sportmensch auch noch hinten. Ganz hinten. Früher hat G. deswegen schlecht geschlafen, war ungerecht zu seiner Familie, litt unter nervöser Flatulenz und Neurodermitis. Manchmal musste er weinen, einfach so.

  

  Es gab Zeiten, da hat er dagegen angekämpft. G. ging ins Theater, trug Designerbrillen und gab vor, immer nur Arte zu gucken, was seine Kollegen mit Lachanfällen quittierten. Da hat er aufgegeben, "GEO" gekündigt und den "Kicker" abonniert. Seit Jahren verschweigt er sein Studium, und jetzt tourt G. durch Deutschland und schreibt über Fussball. Manchmal wird er schwermütig in diesen Tagen. Es tut ihm weh, dass seine Zunft immer so grauenhaft angezogen sit. Tennissocken, Sandalen, wirre Haare, verschlissene Hemden der Spiele 1992 in Barcelona, lächerliche Handytaschen, Kippe hinterm Ohr - oh, wie er das hasst.

  
 
  Und jetzt, bei dieser wunderschönen WM, bekam G. seinen Status als trinkender Kleingeist auch noch amtlich und gratis auf seinen EIntrittskarten. Dort ist vermerkt, was G. nicht ins Stadion mitnehmen darf. In Bildern, damit es auch jeder Depp versteht. Ganz oben - keine Hunde und keine Sturzhelme. G. sieht Horden britischer Boulevardbeisser mit Glatzen und Pitbulls vor sich und lächelt milde. Vieleicht, denkt er, sollen auch koreanische Kollegen daran gehindert werden, ein paar zarte Retriever vor der Pressetribüne im Wok zu köcheln. Dann würde ja keiner mehr die Fifa "Pretzel" kaufen.

  
 
  Aber keine Waffen, keinen Sprengstoff? Das ärgert G., schliesslich muss man sich doch verteidigen können. Ausserdem gelten Handwummenin seinen Kreisen als beliebtes Mitbringsel zu Kindergeburtstagen. Alkohol und Hammerverbot - gut, G. sieht ein, dass es sich schwer schreibt, wenn man sich zuvor besoffen auf den Finger haut.

  
 
  Huber G. schreckt auf. Mann, schon so spät, das Spiel geht los. G. verstaut seine Beretta unterm Bett, kippt schnell zwei, drei der Flachmänner weg und macht sich auf den Weg.

 

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