Es
ist heiss. Auch beim Schreiben dieser Zeilen wandert die
eine oder andere Schweissperle den Körper hinab. Welche Reise!
Ein Pilgerzug der körperlichen Eintsaftung! Von der Stirn, hinter
der sich ein rostiges Gedankenkarusell dreht, über die zerklüftete
Gebirgsregion von Nase und Mund, wo sich die Wege scheiden.
Mancher Schweisstropfen lässt sich über den Höhenkamm der Nase
hinweg direkt nach unten fallen, andere weichen über die Mundwinkel
aus, rinnen den Hals hinab und legen in Höhe des Bauchnabels
eine Rast ein.
Warum wir über Schweiss
sprechen? Nun vor allem, weil in dieser Spalte überhaupt
etwas geschrieben werden muss. Bei der Hitze fällt das alles
andere als leicht. Zweitens dreht sich in diesen Tagen alles
um Schweiss. Wer die WM-Kicker sah, erkannte, dass der menschliche
Körper eigentlich nur aus Schweiss besteht. Ist der Schweiss
erst mal weg, bleibt nur pergamentartig Haut übrig und die Essenz
des Geistes.
Im Gegensatz zu den Sportlern
sind die Schweissdrüsen unserer Politiker fast nicht mehr
aktiv. Die Berliner Politik wirkt irgendwie pausbäckig.
Churchills Blut-Schweiss-und-Tränern - Rede haben sie irgendwann
im Geschichte-Leistungskurs gestreift, dann vergessen. Auch
Frau Merkel (siehe Bild) hat etwas Tiefgefrorenes in ihren Gesichtszügen.
Gequält von der dampfenden Hitze in den Städten und Sportarenen
verspüren viele Menschen unwillkürlich das Verlangen, ihre Gesichter
gegen die kühle Wange von Frau Merkel zu drücken, um die eigene
Körperwärme zu regulieren. Solch eine Wärmebrücke, wie sie jeder
schlecht sanierte Altbau aufweist, könnte beiden Seiten dienen:
Die Politik würde sich endlich in die Probleme hineinbeissen,
der Fussball wiederum den ein oder anderen Kompromiss suchen
und vieleicht mal einem unterprivilegierten Club aus Angola
oder Trinidad einen Elfer zuschanzen.

Über
diesen Spekulationen hat unsere Schweissperle die Oberschenkel
erreicht. "Wohin jetzt"?, scheint sie zu
fragen - die Urfrage des Menschen: "Woher kommst du,
wohin gehst du?" Auch darüber müsste man einmal philosphieren,
an einem heissen Tag. Jetzt ist sie weg. Aber die nächste ist
schon unterwegs. Verdammte Hitze. |